„Wenn man verhindern will, dass Menschen in die Spirale populistischen Denkens geraten, muss man die akademische Blase verlassen.“

Die Psychologin Hannah Nussmann ist seit 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fachhochschule Dortmund, wo sie zum Thema „Psychologie und psychische Gewalt in der DDR“ forscht. Während ihres Masterstudiums an der Universität Wuppertal verbrachte sie 2018 einen fünfmonatigen Forschungsaufenthalt an der Universiti Putra Malaysia.

Das EU-Ideen-Lab fand ich aus mehreren Gründen spannend. Das Format war für mich etwas Neues: dass man nach einem Vortrag nicht nur theoretisch diskutiert, sondern direkt in die Praxis geht und versucht, das Wissen kreativ anzuwenden. Das hat sehr viel Spaß gemacht! Ich hätte mir gewünscht, dass es so eine Veranstaltung, in der man gemeinsam nach neuen praktischen Anwendungen für das Gelernte sucht, auch mal im Rahmen meines Studiums gegeben hätte. Weil die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Labs aus ganz unterschiedlichen Fächern kamen, wurde die Diskussion aus vielen Perspektiven geführt. So wurden trotz der knappen Zeit größere Zusammenhänge erkennbar.

Rechtspopulismus ist nicht mein Forschungsfeld, aber das Thema interessiert mich persönlich. Es ist ja nicht nur für die deutsche Gesellschaft relevant, sondern weltweit. In Malaysia – einem multikulturellen Land mit zahlreichen ethnischen Minderheiten – habe ich beobachtet, wie Politiker populistische Rhetorik gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen einsetzen, um von ökonomischen Problemen abzulenken. Dieser Mechanismus funktioniert überall. Die Diskussion über Rechtspopulismus ist in Deutschland sehr theoretisch geprägt – aber wenn man verhindern will, dass Menschen in die Spirale populistischen Denkens geraten, muss man die akademische Blase verlassen.

Im Workshop ‚Institutionen der Zivilgesellschaft unter Druck – Kirchen und Gewerkschaften’ haben wir in unserer Arbeitsgruppe die Idee eines EU-Förderprogramms für Gewerkschaftsprojekte entwickelt, um vor allem in strukturschwachen Regionen neue Kunst- und Kulturräume zu schaffen. Denn gerade dort fehlt es häufig an Angeboten, die Menschen überhaupt erst dazu bewegen, ihren eigenen Mikrokosmus zu verlassen, sich mit anderen Menschen auseinanderzusetzen und dann hoffentlich gemeinsam an der Lösung von Problemen zu arbeiten. Wir werden diese Idee nun weiter entwickeln, um sie beim EU-Alumnitreffen in Berlin 2022 vorzustellen. Ich habe übrigens darüber gestaunt, wie viele tolle Ideen insgesamt in den vier Workshops entstanden sind!

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