„Statt Andersdenkende zu belehren und zu kritisieren, sollten wir einander zuhören.“

Die Soziologin Nóra Regös ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Koordinierungsstelle Bürgerbeteiligung der Stadt Heidelberg. Zuvor war sie Projektmitarbeiterin an der Universität Speyer, von 2015 bis 2018 forschte sie an der Universität Wien. Regös hat ein ungarndeutsches Nationalitätengymnasium in Budapest besucht. Ihr Studium in München und Heidelberg wurde mit einem PASCH-Stipendium des DAAD gefördert.

Das Wochenende, an dem das stattfand, war sehr heiß und die Fußball-Europameisterschaft hatte gerade angefangen. Trotzdem sind viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Anfang bis Ende dabei geblieben. Daran sieht man, dass es wirklich interessant war! Mich hat besonders angesprochen, dass der Fokus auf Deutschland, Österreich und Ungarn lag. Ich habe ja in allen drei Ländern gelebt und mir dadurch gewisse Kenntnisse ihrer innenpolitischen Strukturen angeeignet.

Im Zentrum der Gruppendiskussionen, an denen ich teilgenommen habe, stand die Frage, wie man das Demokratieverständnis und die Meinungsvielfalt fördern kann. Demokratie lebt vom Austausch. Statt Andersdenkende zu belehren und zu kritisieren, sollten wir einander zuhören und die Sichtweisen der anderen verstehen. Sonst entsteht leicht der Eindruck, dass eine herrschende Meinung von oben herab diktiert wird. Allerdings muss man zugleich einen Rahmen festlegen, außerhalb dessen bestimmte Ansichten nicht mehr akzeptabel sind, weil sie sich mit demokratischen Grundsätzen nicht mehr vereinbaren lassen. In meiner Arbeitsgruppe im Workshop zu Kultur und Medien haben wir lange darüber diskutiert. Außerdem haben wir eine Idee für aufsuchende politische Bildung entwickelt, die die Akzeptanz der Gleichwertigkeit der Menschen in den Mittelpunkt stellt. Ein Konzept für die Praxis wollen wir noch erarbeiten.

Mich hat sehr beeindruckt, wie gut das digitale Programm durchdacht war. Ein paar Tage vorher haben alle ein Überraschungspaket bekommen, mit Tee, einer Nussmischung, Moderationskarten und so weiter. Ein Elastikband war auch dabei, für gemeinsame Dehnübungen vor dem Bildschirm! Schon am ersten Abend entstand das Gefühl, wir wären alle miteinander befreundet. Dieses positive Gesprächsklima hat Motivation und Produktivität sehr gefördert. Die Wechsel zwischen dem digitalen Hauptraum und kleineren Räumen, in denen man zu viert oder zu fünft diskutieren konnte, haben es ermöglicht, effektiv zu arbeiten. Auch der schöne Eröffnungsfilm und das Online-Whiteboard-Tool Miró haben für Abwechslung gesorgt. Aus der Situation, dass man sich nur digital treffen konnte, wurde wirklich das Beste herausgeholt.

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