Hochschul-Communities aufbauen: Der Schlüssel zum lebendigen Campus
- 2025-02-20
- Tanja Laub
- Kommentieren

Hochschulen sind mehr als nur Orte der Wissensvermittlung – sie sind Räume der Begegnung, des Austauschs und der Innovation. Eine lebendige Community kann diese Potenziale entfalten, indem sie Menschen zusammenbringt: Studierende und Forschende verschiedener Fakultäten, Professor:innen und wissenschaftlichen Nachwuchs, aktuelle und ehemalige Hochschulangehörige, sowie internationale Kooperationspartner und Förderorganisationen. Doch wie gelingt es, aus losen Verbindungen eine aktive Gemeinschaft zu entwickeln?
Warum akademische Communities unverzichtbar sind
Der systematische Aufbau von Communities bietet drei zentrale Vorteile:
- Nachhaltiger Wissenstransfer: Eine aktive Community ermöglicht es, dass Expertise und Erfahrungen im akademischen Umfeld lebendig bleiben. Wenn beispielsweise Doktorand:innen und Post-Docs sich mit Professor:innen austauschen oder Studierende verschiedener Fakultäten zusammenarbeiten oder internationale Wissenschaftler:innen ihre Perspektiven einbringen, ergänzen sich theoretisches und praktisches Wissen. Dies ist besonders wertvoll, wenn Förderprojekte auslaufen – die aufgebauten Netzwerke und das geteilte Wissen bleiben bestehen und wirken über institutionelle und nationale Grenzen hinweg.
- Netzwerkeffekte: In einer funktionierenden Community unterstützen sich die Mitglieder gegenseitig. Erfahrene Wissenschaftler:innen werden zu Mentor:innen für den Nachwuchs, Studierende verschiedener Fachrichtungen bringen neue Perspektiven in Forschungsprojekte ein und internationale Förderorganisationen ermöglichen wertvolle Austauschprogramme. Dabei fungieren aktive Mitglieder als Praxisexpert:innen, die ihr Wissen weitergeben und Brücken zwischen verschiedenen akademischen Kulturen bauen.
- Innovationspotenzial: Wenn verschiedene Perspektiven aufeinandertreffen – von Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen, über Doktorand:innen bis hin zu etablierten Forscher:innen – entstehen neue Ideen. Dieser interdisziplinäre Austausch schafft wertvolle Karriere-Netzwerke und bringt innovative Impulse für Forschung und Lehre.
Diese Vorteile entstehen jedoch nicht automatisch. Der entscheidende Schritt liegt darin, aus einer losen Gruppe von Menschen eine echte Gemeinschaft zu entwickeln
Von der Masse zur Gemeinschaft: Was eine echte Community ausmacht
Eine große Anzahl von Studierenden, Mitarbeitenden oder Alumni bietet das Potential für eine Community – doch der Weg von einem „passiven Publikum“, das nur Informationen konsumiert, zu einer aktiven Gemeinschaft braucht Zeit und gezielte Förderung. Der entscheidende Unterschied: In einer echten Community entstehen Verbindungen zwischen den Mitgliedern selbst, nicht nur zur Institution.
Stellen Sie sich eine große Fachkonferenz vor: Hunderte Teilnehmende hören interessante Vorträge und tauschen sich in den Pausen aus. Doch erst wenn aus diesen ersten Begegnungen mehr entsteht – wenn sich Arbeitsgruppen bilden, wenn Teilnehmende eigene Projekte starten oder wenn sich regelmäßige Austauschrunden entwickeln – dann wächst eine echte Community.
Im Kern ist eine Community ein lebendiger Organismus: Menschen mit ähnlichen Interessen und Erfahrungen kommen zusammen, tauschen sich regelmäßig aus und arbeiten an gemeinsamen Zielen. Sie teilen nicht nur Wissen, sondern auch die Begeisterung für ihre Themen – ob in der Forschung, der Lehre oder in interdisziplinären Projekten.
Damit sich dieser lebendige Organismus entwickeln und wachsen kann, braucht es eine durchdachte Struktur. Vier zentrale Elemente bilden dabei das Grundgerüst.
Die vier Säulen einer erfolgreichen Community – Ihre Checkliste
Eine lebendige Community entsteht nicht von selbst. Sie braucht vier zentrale Elemente, die ineinandergreifen und sich gegenseitig verstärken:
Strategie: Das Fundament legen
Eine durchdachte Strategie bildet die Basis jeder erfolgreichen Community. Definieren Sie nicht nur Ziele und Zielgruppen. Fragen Sie sich auch: Welchen konkreten Mehrwert bietet die Community ihren Mitgliedern? Wie fügt sich die Community in die größeren Ziele der Hochschule ein? Die Strategie lenkt das Wachstum der Community und stellt sicher, dass alle Aktivitäten einem gemeinsamen Zweck dienen.
Kultur: Zugehörigkeit schaffen
Eine starke Community-Kultur ist mehr als nur ein gemeinsames Interesse an Forschung oder Lehre. Schaffen Sie ein Umfeld, in dem sich alle Mitglieder willkommen fühlen und sich gerne einbringen – unabhängig von akademischem Grad oder Position. Diese Kultur zeigt sich in der Art, wie Mitglieder miteinander kommunizieren, wie Wissen geteilt wird und wie neue Ideen aufgenommen werden.
Plattform: Den richtigen Raum bieten
Wählen Sie die richtigen Räume für den Austausch – sei es digital in einem Online-Forum, hybrid in Blended-Learning-Formaten oder physisch bei regelmäßigen Treffen. Entscheidend ist, dass die gewählte Plattform niedrigschwelligen Austausch ermöglicht und zu den Bedürfnissen der Mitglieder passt.
Community Manager:in: Begleiten und entwickeln
Ernennen Sie engagierte Personen als Community Manager:innen, die Verbindungen zwischen Mitgliedern knüpfen, Impulse setzen und die Community-Entwicklung aktiv gestalten. Sie sorgen dafür, dass aus einzelnen Aktivitäten ein lebendiges Ganzes entsteht.
Sechs Strategien für lebendigen Austausch
Die Nische ist die Stärke
Viele Communities scheitern, weil sie zu breit aufgestellt sind. Der Versuch, alle anzusprechen, führt dazu, dass sich niemand angesprochen fühlt. Fokussieren Sie sich stattdessen auf spezifische Interessengebiete: Ein Austauschformat für Nachwuchswissenschaftler:innen in der Klimaforschung erzeugt mehr Engagement als ein allgemeines Wissenschaftsforum. Menschen verbinden sich durch gemeinsame Leidenschaften – auch und gerade in der Wissenschaft.
Qualität vor Quantität
Weniger ist mehr. Statt ständig neue Formate einzuführen, optimieren Sie zunächst bestehende:
- Eine Webinar-Reihe findet keinen Anklang? Vielleicht liegt es am Zeitpunkt oder der Häufigkeit.
- Erreichen Ihre Inhalte die Zielgruppe nicht? Experimentieren Sie mit verschiedenen Formaten – von Podcasts über Workshops bis zu kurzen Impulstreffen.
- Finden Sie die richtige Balance zwischen zu viel – Überforderung, und zu wenig – Verlust des Momentums.
Schaffen Sie niedrige Einstiegshürden
Der erste Schritt zur aktiven Beteiligung ist oft der schwerste. Schaffen Sie einen „Safer Space“, in dem sich alle Mitglieder trauen, ihre Fragen zu stellen und Ideen zu teilen:
- Machen Sie deutlich, dass es keine „dummen Fragen“ gibt
- Zeigen Sie durch eigenes Beispiel, welche Art von Austausch erwünscht ist
- Schaffen Sie geschützte Räume für den Austausch
Fokus auf aktive Mitglieder
Ein häufiger Fehler im Community Building ist es, zu viel Energie in die Aktivierung stiller Mitglieder zu investieren. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf jene, die bereits Engagement zeigen:
- Unterstützen Sie aktive Mitglieder dabei, eigene Initiativen zu starten
- Würdigen Sie besonderes Engagement öffentlich
- Nutzen Sie die Erfahrungen engagierter Mitglieder als Best Practices
- Schaffen Sie Möglichkeiten für aktive Mitglieder, mehr Verantwortung zu übernehmen
Nutzen Sie das erste Momentum
Die Motivation zur Beteiligung ist am höchsten, wenn Mitglieder neu in die Community kommen. Nutzen Sie diesen entscheidenden Moment:
- Begrüßen Sie neue Mitglieder persönlich
- Stellen Sie direkte Verbindungen zu anderen Mitgliedern mit ähnlichen Interessen her
- Bieten Sie niedrigschwellige Möglichkeiten zur ersten Beteiligung
- Zeigen Sie von Anfang an den konkreten Mehrwert der Community
Denken Sie über digitale Interaktion hinaus
Eine erfolgreiche Community lebt von der Kombination verschiedener Interaktionsformen:
- Ergänzen Sie Online-Austausch durch persönliche Treffen
- Schaffen Sie Raum für informelle Gespräche
- Fördern Sie den Austausch zwischen verschiedenen Fachbereichen durch gemeinsame Aktivitäten
- Unterstützen Sie Initiativen von Mitgliedern für hybride oder Präsenz-Formate
Diese sechs Strategien bilden einen praktischen Leitfaden für den Aufbau Ihrer Community. Doch vergessen Sie dabei nie: Community Building ist kein Sprint, sondern ein Marathon.
Fazit: Community Building ist ein Prozess
Der Aufbau einer lebendigen Community ist ein kontinuierlicher Prozess, der Zeit, Geduld und strategisches Vorgehen erfordert – besonders wenn es darum geht, internationale und institutionsübergreifende Verbindungen zu schaffen und zu pflegen.
Doch der Aufwand lohnt sich: Eine aktive Community schafft Mehrwert für alle Beteiligten – von Studierenden über wissenschaftlichen Nachwuchs bis hin zu etablierten Forschenden und internationalen Partnerorganisationen.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei nicht in der Größe der Community oder der Anzahl der Aktivitäten, sondern in der Qualität der Verbindungen, die entstehen. Eine gut betreute Community entwickelt mit der Zeit ihre eigene Dynamik: Aus Einzelpersonen werden aktive Mitglieder, aus losen Verbindungen entstehen starke Netzwerke, und aus einzelnen Impulsen wachsen gemeinsame Initiativen.
Beginnen Sie mit einem klaren Fokus und bauen Sie von dort schrittweise auf. Schaffen Sie Räume für Austausch, fördern Sie aktives Engagement und bleiben Sie offen für die Ideen Ihrer Community-Mitglieder. So entsteht Schritt für Schritt ein lebendiges Ökosystem des Wissens und der Innovation.