Vorsicht vor Fettnäpfchen: Wie Körpersprache die interkulturelle Kommunikation beeinflusst

© Anna Lassonczyk

Mit unserer Körpersprache vermitteln wir viel mehr Informationen als wir glauben. Körperhaltung, Mimik und Gesten, aber auch der Sprachton beeinflussen unsere Kommunikation – das gilt vor allem im interkulturellen Austausch.

Viele Informationen vermitteln wir, ohne sie auszusprechen. Auch der Klang unserer Stimme, unsere Körperhaltung, unser Gesichtsausdruck und unser Blick haben eine große Aussagekraft, die uns aber häufig gar nicht bewusst ist. Die Körpersprache ist vor allem in der interkulturellen Kommunikation ziemlich wichtig. Wird sie nicht richtig eingesetzt, kann das dem Gegenüber falsche Signale senden und schnell zu Missverständnissen führen, die größere Konsequenzen haben.

„Im Gespräch wird ein Großteil der Informationen über die Körpersprache und den Klang der Stimme vermittelt. Aber die meisten Menschen unterschätzen das“, sagt die Deutschland-Alumna und Expertin für interkulturelle Kommunikation Anna Lassonczyk, die auch als Autorin zu diesem Thema schreibt. Ihre Publikationen vermitteln unter anderem eine Vielzahl von Techniken zum erfolgreichen Einsatz der Körpersprache – vor allem in der interkulturellen Kommunikation.

Körpersprache wird demnach oft unbewusst eingesetzt. Ihre Wirkung ist immer vom Kontext abhängig und basiert auf den Interpretationen des Gegenübers. Möchte man Körpersprache nutzen, zum Beispiel für einen interessanten Vortrag oder für erfolgreiche Gehaltsverhandlungen, sollte man darauf achten, dass die Körpersprache zu dem passt, was man sagt. Dadurch wirkt sie authentisch. Andernfalls kann sogar das Gegenteil von dem vermittelt werden, was man eigentlich sagen möchte.

INTERKULTURELLE BESONDERHEITEN DER KÖRPERSPRACHE

Eine ganz besondere Rolle kommt der Körpersprache zu, wenn sie interkulturell eingesetzt wird, also bei der Kommunikation von Menschen, die aus jeweils anderen Kulturkreisen stammen. „Hier kann man schnell in ein Fettnäpfchen treten“, sagt Anna Lassonczyk. Als interkulturelle Trainerin, die bereits in fast allen Ecken der Welt für einige Monate gelebt hat, weiß sie viele Beispiele zu berichten:

„Dabei geht es um verschiedene Bereiche. Als erster fällt mir das Verhältnis von Nähe und Distanz ein. In Japan muss zum Beispiel ein viel größerer Abstand zum Gegenüber eingehalten werden. Dann können in verschiedenen Kulturkreisen einige Zonen am Körper tabu sein. In einigen Ländern ist das die linke Hand, in anderen sind es die Füße oder der Kopf, der sogar bei Kindern nicht angefasst werden sollte. Auch mit Handzeichen kann man für viel Ärger sorgen und ungewollte Beleidigungen aussprechen.“

Genauso sind die Intensität des Blicks, das Verhältnis von Reden und Schweigen, die Unterschiede von Mann und Frau, der Kleidungsstil und noch vieles mehr von Kulturkreis zu Kulturkreis verschieden. „Missachtung und Unwissen können schnell zu Missverständnissen oder zum erfolglosen Geschäftsabschluss führen“, sagt Lassonczyk.

INTERKULTURELLE SENSIBILISIERUNG ALS SCHLÜSSELQUALIFIKATION

„Die Welt wird zu einem globalen Dorf. Ich sehe daher die Sensibilisierung für interkulturelle Besonderheiten als eine wichtige Schlüsselqualifikation für den beruflichen Erfolg an“, lautet die Einschätzung von Anna Lassonczyk. Dabei geht es ihr nicht nur um die Körpersprache, sondern um ein umfassendes interkulturelles Training.

Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel ein Kurs zur Vorbereitung auf eine Entsendung ins Ausland. „Ich rate immer dazu, dass der Partner/die Partnerin auch teilnimmt. Derjenige, der für sein Unternehmen ins Ausland geht, arbeitet ja den ganzen Tag. Der Partner/die Partnerin hat aber meistens vielmehr Berührungspunkte mit der Gesellschaft im neuen Heimatland.“ Lassonczyk weiß, dass solche Entsendungen häufig scheitern, weil sich der mitgehende Partner nicht wohlfühlt und Heimweh bekommt.

Ein paar grundsätzlich Tipps:

  • Machen Sie sich vor einem Auslandsaufenthalt mit allen Besonderheiten des neuen Landes – so gut es geht – vertraut.
  • Wenn Sie im Land angekommen sind, beobachten Sie zunächst die neue Kultur, bevor Sie agieren.
  • Suchen Sie sich eine einheimische Vertrauensperson, die Ihnen kritische Rückmeldungen gibt.

Als eine andere Form der interkulturellen Vorbereitung auf internationale Geschäftsbeziehungen empfiehlt Anna Lassonczyk auch sogenannte „Cross Cultural Trainings“: „Hier wird nicht an einem bestimmten Länderbeispiel gelernt, sondern es geht um grundlegende Fähigkeiten für das interkulturelle Arbeiten“, erklärt Lassonczyk. „Zum Beispiel darum, wie ich Vertrauen zu einem Geschäftspartner aus einem fremden Kulturkreis aufbauen und typische Missverständnisse vermeiden kann.“ Denn allein das Bewusstsein über mögliche Fehler in der interkulturellen Kommunikation hilft schon, vieles richtig zu machen.

KÖRPERSPRACHE BEREITS GUT ERFORSCHT

„Aber: Auch in der interkulturellen Kommunikation ist die Körpersprache verantwortlich für den ersten Eindruck – und da haben Sie keine zweite Chance!“, sagt Anna Lassonczyk. Die Wissenschaft beschäftige sich bereits seit Jahren mit dem Thema. „Eigentlich ist die Körpersprache bereits gut erforscht“, sagt Lassonczyk. „Das Bewusstsein über ihre Bedeutung wird aber in unserer globalisierten Welt immer wichtiger.“

Und wie kann man einen guten Anbieter in Sachen interkulturelle Vorbereitung und Training in Körpersprache finden? „Die Branche boomt“, weiß Lassonczyk. „Am besten hört man sich in seinem Bekannten- und Kollegenkreis um und geht nach persönlichen Empfehlungen. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass ein ganzheitliches Training angeboten wird, das den Menschen als Einheit begreift. Im Laufe des Trainings sollte man sich über seine eigene Persönlichkeit bewusst werden. Und das Coaching sollte so ablaufen, dass man das Gelernte authentisch einsetzen kann.“

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