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E-Learning überall – Startup überbrückt Bildungsgräben

SDG Ziel 4: Hochwertige Bildung
Schueler und Lehrer vor Computer
© Getty Images/Frazao Studio Latino

Mit ihrem Startup wollen Prof. Wilfred Fritz und Solomon Smit die Bildungsmöglichkeiten für Menschen ohne Internetzugang verbessern. In einer stellen die beiden Gründer aus Südafrika ihre innovative E-Learning-Plattform vor.

Digitales Lernen – auch ohne Internetzugang

Die digitale Kluft in Südafrika ist auch heute noch breit: Rund ein Fünftel der Bevölkerung hat gar keinen Zugang zum Internet, ein weiterer großer Teil nur über Mobilfunknetze. Das bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler in abgelegenen ländlichen Regionen auf viele moderne Unterrichtsmaterialien und -methoden verzichten müssen. „Der Zugang zu digitalem Lernen sollte nicht von einem Glasfaserkabel oder dem gebuchten Datenvolumen abhängen“, meint Prof. Wilfred Fritz, ein Experte für erneuerbare Energien, der drei Jahre lang als Stipendiat der an der Universität Stuttgart forschte. Er und einer seiner früheren Studenten an der Cape Peninsula University of Technology (CPUT) in Kapstadt, der Elektroingenieur Solomon Smit, haben gemeinsam eine Lösung entwickelt, die digitales Lernen an jedem Standort ermöglicht: die E-Learning-Plattform ALPHA TOWER. Ein tragbarer Mikroserver kann bis zu 70 Lernende gleichzeitig mit vielfältigen digitalen Inhalten versorgen. „Unsere Mission ist, einen solchen Mikroserver in jeder Schule zu installieren, die keinen Zugang zu einer zuverlässigen Internetverbindung hat“, sagt Fritz.

„Ich weiß, wie es sich anfühlt, von Technologie abgeschnitten zu sein“

Solomon Smit wuchs auf dem Land auf und musste zehn Kilometer zu seiner Schule laufen. „Niemand in meiner Umgebung hatte je vom Internet gehört“, erinnert er sich: „Ich weiß also, wie es sich anfühlt, von Technologie abgeschnitten zu sein.“ Die Idee zu der innovativen Lernplattform hatte Smit während der Corona-Pandemie: „Damals konnten nur die Kinder weiter lernen, die einen Internetzugang hatten. Die anderen blieben zurück.“ Smit und Fritz tüftelten ab 2023 zunächst nach Feierabend an ALPHA TOWER, bevor sie die Gründung wagten. Heute beschäftigen sie schon sechs Angestellte.

Nutzerinnen und Nutzer der Plattform verbinden sich über ihr Smartphone, Tablet oder Laptop mit einem lokalen Wlan-Hotspot. Im digitalen Klassenraum können sie unter anderem auf E-Books, Lernvideos, Podcasts oder Simulationen zugreifen, die auf ihren individuellen Lehrplan abgestimmt sind. Außerdem können sie Präsentationen und E-Portfolios hochladen, digitale Aufgaben lösen und Tests absolvieren, zu denen sie vom System ein sofortiges Feedback erhalten. Die beiden Gründer haben zusätzlich zu der Plattform die Erweiterung ALPHA CLOUD auf den Markt gebracht, die Bildungsanbieter bei der Datenverwaltung unterstützt. Aktuell arbeiten sie an der Entwicklung eines Offline-KI-Tutors, der auf einen konkreten Lehrplan trainiert werden kann, um Fragen von Lernenden zu beantworten.

Lösungen auf die Probleme der Kund:innen zuschneiden

Beim Aufbau des Unternehmens griffen Fritz und Smit fast nur auf eigene Ersparnisse zurück. Eine Bewerbung um öffentliche Fördermittel hätte sehr viel Zeit und Mühe erfordert, meint Fritz: „Wir wollten uns lieber darauf konzentrieren, zahlende Kundinnen und Kunden zu gewinnen und Pilotprojekte durchzuführen, denn Feedback echter Nutzerinnen und Nutzer ist von unschätzbarem Wert. Dieser Ansatz hat uns sehr geholfen, unser Geschäftsmodell weiterzuentwickeln.“ Auch anderen Gründerinnen und Gründer rät er, möglichst schnell mit der ersten Version ihres Produkts auf den Markt zu gehen und es in Abstimmung mit Kundinnen und Kunden weiterzuentwickeln.

„Pitches und Wettbewerbe sind wertvoll, um Netzwerke aufzubauen“

Die erste Phase sei schwierig gewesen, unter anderen wegen ihrer begrenzten Finanzmittel und bürokratischer Hürden. Im Dezember 2024 verbuchten die Gründer ihren bisher größten Erfolg: Sie schlossen einen zweijährigen Vertrag mit dem Southern Africa Emergency Services Institute (SAESI), der nationalen Akkreditierungsbehörde für die Schulung von Feuerwehrleuten. Zuvor hatten sie zwei Pilotprojekte in einem SAESI-Ausbildungszentrum abgeschlossen, bei denen die Teilnehmenden zu Gefahrstoffen und in Brandbekämpfungstheorie geschult wurden. „Sie erzielten in den Prüfungen eine Erfolgsquote von hundert Prozent“, sagt Fritz. Ein weiterer großer Erfolg waren die beiden Auszeichnungen, die die beiden Gründer im November 2024 beim internationalen Startup-Wettbewerb erhielten. „Pitches und Wettbewerbe sind wertvoll, um bekannt zu werden und Netzwerke aufzubauen“, sagt Fritz.

Mittelfristiges Ziel: E-Learning für den afrikanischen Kontinent

ALPHA TOWER wurde zwar für den Einsatz in Schulen entwickelt, wird bisher jedoch in der Erwachsenenbildung eingesetzt. „Gerade diejenigen Schulen, die am meisten von der Plattform profitieren könnten, haben weder Geld noch Sponsoren“, sagt Smit. Das soll sich ändern, denn das Unternehmen ist jetzt auf Wachstumskurs: Die Gründer wollen in großem Umfang Kapital einwerben, mehr Mitarbeitende einstellen und professionelles Marketing betreiben. „Unser Ziel ist jetzt, hundert unterversorgte südafrikanische Schulen auszustatten“, sagt Smit. Mittelfristig könne E-Learning mit ALPHA TOWER ein Modell für den ganzen afrikanischen Kontinent werden.

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