Diversität als Schlüssel für eine bessere Zukunft
- 2025-03-18
- Ulrike Scheffer
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„Vielfalt bedeutet für mich eine Stärke, die zum allgemeinen Wohl genutzt werden kann.“
Egodi Uchendu steckt gerade mitten in den Vorbereitungen für eine Konferenz . Im April will die Professorin aus Nigeria gemeinsam mit anderen Forschenden ihres Heimatlandes über das Thema „Abfall und Umwelt“ sprechen. Konkret geht es um die Frage, wie man die Vermüllung der Umwelt bekämpfen kann. Egodi Uchendu ist Historikerin. An der University of Nigeria (UNN) in Nsukka im nigerianischen Bundesstaat Enugu hat sie einen Lehrstuhl für Geschichte. Zu der Konferenz hat sie Kolleginnen und Kollegen unterschiedlichster Fachrichtungen eingeladen: Soziologie, Ingenieurwissenschaften, Kunst, Umweltwissenschaften und andere. „Wir brauchen einen multidisziplinären Ansatz und müssen das Phänomen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten“, erklärt die 57-Jährige. Die Konferenz ist für sie ein Beispiel dafür, wie wichtig und wertvoll Diversität ist. Sie sagt: „Für mich ist Diversität eine wissenschaftliche Methode.“
Diversität als Herausforderung und Chance in Nigeria
In Nigeria ist es nicht selbstverständlich, zu sehen. Die Geschichte des Landes ist geprägt von ethnischen und religiösen Konflikten. Wenige Monate nach Egodi Uchendus Geburt brach 1967 ein mehrjähriger Bürgerkrieg aus, der Hunderttausende Menschen das Leben kostete und eine schwere Hungersnot verursachte. Auch danach gab es immer wieder Konflikte. „In Nigeria leben mehr als 400 unterschiedliche Volksgruppen und neben Christen und Muslimen zahlreiche religiöse Minderheiten. Die Wissenschaft kann hier Vorbild sein.“
Forschung mit gesellschaftlicher Relevanz
Egodi Uchendu begeisterte sich schon in der Grundschule für Geschichte. Als sie älter wurde, kam das Forschungsinteresse hinzu. Für sie war daher früh klar, dass sie Geschichte studieren wollte. Ihre Eltern unterstützten sie, denn sie wollten all ihren sieben Kindern eine gute Bildung ermöglichen – den Mädchen genauso wie den Jungen. Ihr Vater hätte zwar gern gesehen, dass seine zweitälteste Tochter Jura studiert, doch er akzeptierte die Wahl seiner Tochter.
In ihrer Forschung beschäftigt sich Egodi Uchendu heute bewusst mit Themen, die einen Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten oder Konflikten haben. Sie forschte über Geschlechterrollen, Männlichkeit und patriarchale Strukturen in Afrika, über den Islam und seine Rolle in der Demokratie und zu viele weiteren Themen. Aktuell untersucht die Historikerin, wie frühere Generationen mit Müll umgegangen sind und was sich seither verändert hat. „Jedes Thema hat einen historischen Hintergrund und aus der Geschichte können wir immer etwas für die Bewältigung aktueller Probleme lernen.“
Preisgekrönte Lehrerin und Forscherin
Für ihre Arbeit erhielt Egodi Uchendu zahlreiche Preise. Schon ihre Doktorarbeit „Frauen in Anioma und der nigerianische Bürgerkrieg“ wurde 2002 als beste Arbeit ihrer Universität und ihrer Fakultät ausgezeichnet. Es war die erste Studie überhaupt, die sich mit der Rolle der Frauen in diesem Konflikt befasste. 2017 erhielt sie den Wangari Maathai Preis für innovative Lehre und Führung der Universität Texas in Austin, USA. Zwischen 2006 und 2008 war Egodi Uchendu zudem der am in Berlin. Die Zeit in Berlin nutzte sie, um zur Ausbreitung des Islam in Nigeria zu forschen.
Engagement für mehr Diversität
Egodi Uchendu engagiert sich für die Stärkung der Rechte von Minderheiten und benachteiligten Gruppen. So setzt sie sich an ihrer Universität unter anderem für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen ein. Sie hat außerdem zur Ablehnung von Homosexualität im Katholizismus und im Islam geforscht. In Nigeria müssen Homosexuelle, Transpersonen oder Menschen mit anderen sexuellen Identitäten noch immer mit Verfolgung rechnen. Die beiden großen Religionsgemeinschaften gehören zu den Treibern der Homo- und Transphobie. „Die sexuelle Orientierung einer Person sollte Privatsache sein und kein Politikum“, sagt Egodi Uchendu.
Wissenschaft als Wegweiser für ein friedliches Miteinander
Toleranz und die Wertschätzung von Vielfalt sind für sie wichtige Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben in einem Staat wie Nigeria. „Und auch der Respekt vor der Natur gehört dazu.“ Dafür wurde sie mit dem ausgezeichnet. Mit der Konferenz im April setzt sie dieses Engagement nun in einem größeren Kontext fort.