Ziel 15 - Leben an Land

  • 2022-12-21
  • Janna Degener-Storr
Cover des Gedichtbandes "Dodos auf der Flucht"
© Verlagshaus Berlin

Lyrik über die Wissenschaft der Lebewesen

In Mikael Vogels Gedichtband „Dodos auf der Flucht“ geht es um ausgestorbene Tiere und die Rolle, die der Mensch beim Verschwinden von Arten spielt.  

„Übrig – Bleiben: Vier Schneidezähne – Ein Schienbein – Einige postcraniale – Unruhe.“ So lautet das kürzeste Gedicht im Band . Es trägt den Titel „Das Riesen-Aye-Aye“ und bezieht sich wohl auf das Riesenfingertier, das in Madagaskar gelebt haben soll und bereits ausgestorben ist. „Postcranial“ ist ein Fachausdruck, der einen Teil des Skeletts bezeichnet.

Dieses Beispiel macht deutlich: Das ist kein Kinderbuch, wie der Titel vielleicht erwarten lassen könnte. Das verwendete Vokabular und die vermittelten Fakten erinnern eher an ein Lexikon. Doch die Texte sind in Gedichtform dargestellt. Der Aufbau ist unkonventionell und soll – ganz offenbar – die erschütternde Message unterstreichen: Der Mensch ist mit dafür verantwortlich, dass eine Tierart nach der nächsten ausgelöscht wird, in atemberaubendem Tempo.  

„Totempfahl“ heißt das Inhaltsverzeichnis. Dabei bezeichnet man mit diesem Ausdruck eigentlich eine hölzerne und bemalte Skulptur, die mit der indigenen Bevölkerung Nordamerikas verbunden und die leicht mit einem Folterinstrument, dem „Marterpfahl“ verwechselt werden kann. Statt die Kapitel wie üblich mit aufsteigenden Zahlen zu nummerieren, beginnt der Autor mit der 13, auf die die 8, die 5, die 3, die 2 und zweimal die 1 folgen. Diese Struktur erinnert an Kinderverse, bei denen ein Spielgefährte nach dem anderen ausgeschlossen wird – und die Parallelen zum Thema des Gedichtbands liegen auf der Hand. Im Kontrast dazu wird der Aufstieg des Menschen dargestellt.

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