Über Digital Natives und Digital Immigrants

Digital Natives und Digital Immigrants
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Ureinwohner oder Migrant im World Wide Web? Über Digital Natives und Digital Immigrants

Seit das Leben vieler Menschen weltweit ohne das Internet kaum mehr vorstellbar wäre, diskutieren Wissenschaftler seinen Einfluss auf unsere Wahrnehmung, unser Denken, unser Sozialverhalten, unsere Art zu kommunizieren – die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Fakt ist, dass sich die Bevölkerung seither in zwei Lager teilt, die es vorher nicht gab: in Digital Natives und Digital Immigrants.

Die Begriffe wurden von dem amerikanischen Autor und E-Learning-Experten Marc Prensky geprägt, der 2001 Digital Natives und Digital Immigrants einführte und anhand dieser Metaphern sehr anschaulich erklärte, wie das digitale Zeitalter die Menschen nachhaltig verändert hat.

Eingeborener oder Einwanderer?

Als Digital Natives bezeichnet Prensky die Menschen, die mit Computern und Internet, Videospielen und Smartphones, Tablets und Social Media aufgewachsen sind, also in die digitale Welt hineingeboren wurden und den Umgang mit ihr wie selbstverständlich beherrschen. Diesen digitalen Eingeborenen stehen die digitalen Einwanderer, die Digital Immigrants gegenüber. So nennt Prensky die Menschen, die erst im Erwachsenenalter mit digitalen Technologien in Berührung gekommen sind.

Die Denk- und Lernweise der Digital Natives beschreibt er so: „Digital Natives sind es gewohnt, Informationen sehr schnell zu empfangen. Sie mögen paralleles Arbeiten und Multitasking. Sie bevorzugen Grafiken eher als Text (…). Sie lieben den direkten Zugriff (…). Vernetzt funktionieren sie am besten. Sie kommen bei sofortiger und häufiger Belohnung zur vollen Entfaltung. Sie bevorzugen Spiele statt ‚seriöser‘ Arbeit.“ Digital Immigrants hingegen denken, so Prensky, „langsam, Schritt für Schritt, eins nach dem anderen, individuell und vor allem ernsthaft.”

Folglich forderte er nicht nur, dass die Digital Immigrants digitale Medien selbst nutzen lernen sollen, sondern verlangte auch eine Anpassung der Bildungssysteme an die Denkweise der Digital Natives. Tatsächlich zeugen – neben E-Commerce oder Social Media – auch neue Lernformen vom starken gesellschaftlichen Wandel durch die Digitalisierung, so zum Beispiel , und MOOCs (Massive Open Online Courses).

Digital Natives und Digital Immigrants rund um den Globus

Wie eine zeigte, ist es allerdings ein Mythos, dass junge Menschen heute grundsätzlich online oder gar internetabhängig seien. Faktisch seien nur 30 Prozent der Weltbevölkerung im Alter von 15 bis 24 Jahren seit mindestens fünf Jahren online. Am größten sei der Anteil der Digital Natives in Südkorea (99,6 Prozent), Japan, den USA, Finnland, Dänemark und den Niederlanden, am geringsten in Timor-Leste (weniger als 1 Prozent), Myanmar, Sierra Leone und weiteren afrikanischen und asiatischen Ländern, „von denen viele unter Konflikten leiden und/oder kaum Internetzugang haben.“

Die Studie zeigte aber auch, dass die Internetnutzung in den Entwicklungsländern seit 2008 gestiegen ist, so dass sich die Zahl der Digital Natives bis 2017 mutmaßlich verdoppeln wird. Ein Beispiel für ein Entwicklungsland, in dem das Internet boomt, ist Ruanda: Das Land kämpft mit den Folgen des Völkermordes von 1994 und gegen die Armut. Es verfügt kaum über Rohstoffe und Industrie und setzt beim Neuaufbau seiner Infrastrukturen nun stark auf das Internet. So sieht Präsident Kagame in digitalen Dienstleistungen und Informationstechnologie einen Markt mit viel Potenzial für die jungen Menschen in Ruanda. Dort, wo es noch kein Internet gibt, werden sie daher mithilfe eines IT-Busses ausgebildet und vernetzt.

Internetnutzung in Deutschland

Digital Native aus vollem Herzen: Philipp Riederle

Digital Natives denken und kommunizieren anders als Digital Immigrants, was oft zu Unverständnis für die jeweils andere Generation führt. Aus dieser Not hat eine Tugend gemacht: Der 19-Jährige betreibt seit seinem 13. Lebensjahr neben der Schule Blogs und Podcasts, in denen er von seinen Erfahrungen mit iPhone und iPad berichtet und Apps vorstellt. Mit 18 veröffentlichte er das Buch „Wer wir sind und was wir wollen: Ein Digital Native erklärt seine Generation“.

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