Fachkräftebedarf in Deutschland: Einblicke von Valeria Quispe
- 2025-03-10

Wer verstehen will, wie sich der Fachkräftemangel in Deutschland verändert, kann Valeria Quispe fragen. Im Institut der deutschen Wirtschaft in Köln wertet die 27-Jährige die Statistiken dazu aus – sehr detailliert, nach Branchen und Regionen unterschieden. Die gebürtige Peruanerin ist Expertin für den deutschen Arbeitsmarkt. Und sie ist inzwischen selbst Deutsche – 2023 wurde Valeria Quispe eingebürgert.
Die enge Verbindung zu ihrem neuen Heimatland begann in ihrer Kindheit in Peru. Seit der fünften Klasse besuchte Valeria Quispe in Lima die deutsch-peruanische Schule. Die junge Valeria fiel schon vorher durch gute schulische Leistungen auf. Sie bekam ein Stipendium, lernte Deutsch. 2016 machte sie das Abitur. Ein Jahr später wagte die junge Frau den Umzug nach Deutschland. Im Oktober 2017 begann sie zum Wintersemester in Bonn ein Volkswirtschaftsstudium. „Das Ankommen in Deutschland fand ich sehr, sehr gut“, erinnert sich Valeria Quispe.
Was hilft beim Ankommen in Deutschland?
Verwandte hatten ihr vom Alumniportal Deutschland erzählt. Für die junge Studentin war dies die Lösung für die zentralen Probleme als Einwanderin. „Man weiß viele Dinge nicht, wenn man neu ankommt. Man weiß nicht, wie die Bürokratie funktioniert.“ Auch wie die Aufenthaltserlaubnis verlängert werde, sei unklar. „Das weiß ich alles dank des Alumniportals.“ Es gab dort die erfahrenen Mitglieder, die den Neulingen geholfen haben. „Wir alle waren neu in Deutschland. Wir alle hatten auch mal Sorgen und Bedenken.“ Aber da gab es die neuen Kontakte, das Netzwerk. Und Valeria Quispe lernte Deutschland kennen, sie besuchte Alumnitreffen in Berlin und München. Der gute Einstieg half ihr dabei, ihr Studium erfolgreich zu bewältigen. 2020 machte sie ihren Bachelor in Bonn. Von dort ging sie nach Düsseldorf an die Heinrich-Heine-Universität. 2022, knapp fünf Jahre nach ihrer Ankunft in Deutschland, machte sie ihren Master in Volkswirtschaftslehre.
Welche Berufe und Branchen sind in Deutschland besonders gefragt?
Seitdem arbeitet Valeria Quispe am . Das Projekt wird im Auftrag des durchgeführt. „Mit dem Thema Fachkräftemangel habe ich mich schon während des Studiums auseinandergesetzt.“ Im IW liefert Valeria Quispe Zahlen und Analysen, die in aktuellen Debatten über den Fachkräftebedarf in Deutschland wichtig sind. Dazu nutzt sie die amtliche Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Sie wertet Zahlen über Arbeitslosigkeit und Zahlen über gemeldete Stellen aus. Dann macht sie eine Hochrechnung, in welcher Region und in welchem Beruf wie viele Fachkräfte fehlen. Es gehe darum, Trends zu erkennen – und dann regelmäßig eine Trendfortschreibung zu machen.
Der aktuelle Trend am in Deutschland ist, dass viele Bauelektriker:innen fehlen. Auch in der Kinderbetreuung, Sozialarbeit oder Sozialpädagogik fehlen Fachkräfte. Groß ist der Mangel bei Berufskraftfahrer:innen – also Lkw-Fahrer:innen oder Busfahrer:innen. Unter den Fahrer:innen gebe es viele ältere Beschäftigte, weiß Valeria Quispe durch ihre Auswertungen. Hier entstehe ein großes Problem, wenn diese in die Rente kommen. „Mangel gibt es auch in vielen anderen Berufen. In der Gesundheitsbranche etwa.“
Wie könnten internationale Fachkräfte besser unterstützt werden?
Als besonders drängend bezeichnet Quispe das Problem des Fachkräftemangels in Pflegeberufen. „Da müssen politische Maßnahmen ergriffen werden.“ Programme für Quereinsteiger:innen könnten eine Lösung sein, um mehr Pflegekräfte zu bekommen. Auch Programme für Menschen ohne Berufsabschluss. Und natürlich könne das Rekrutieren ausländischer Fachkräfte eine Möglichkeit sein, um den Bedarf an Pflegekräften zu decken, sagt die Expertin. „Was gut helfen könnte, wäre ein schnellerer Prozess für die Berufsanerkennung.“ Dieses Problem verdiene eine viel größere Aufmerksamkeit. Die bürokratischen Schritte müssten schneller gehen. „Das wäre gut für die deutsche Wirtschaft. Die Leute wollen ja arbeiten.“