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Gemeinsame Bildungsräume in Europa

Board of Rectors Meeting Bonn 2025
NeurotechEU Board of Rectors Meeting Bonn © Barbara Frommann

Die Hochschule Fulda liegt im ländlichen Osthessen – und übernimmt dort eine zentrale Rolle als Impulsgeberin für die Region. Gleichzeitig steht sie wie viele Hochschulen abseits urbaner Zentren vor Herausforderungen: Fachkräftemangel, demografischer Wandel und begrenzte internationale Sichtbarkeit. Um diesen zu begegnen, ist die Hochschule Teil des europäischen Hochschulnetzwerks Engaged and Entrepreneurial European University as Driver for European Smart and Sustainable Regions. Ziel der Allianz ist es, die praxisorientierte Lehre der Partnerhochschulen auszubauen sowie nachhaltige Lösungen für die Entwicklung ländlicher und kleinstädtischer Regionen in Europa zu erarbeiten.

DAAD und Erasmus+: Förderung für europäische Hochschulnetzwerke

Das Netzwerk E³UDRES² ist dabei eines von derzeit über 65 europäischen Hochschulnetzwerken, die im Rahmen der EU-Initiative „Europäische Hochschulen“ durch das Programm Erasmus+ gefördert werden. Ergänzend dazu unterstützt der DAAD im Rahmen der nationalen  die beteiligten deutschen Hochschulen mit Mitteln des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR). Der DAAD begleitet den Aufbau und die Weiterentwicklung dieser Allianzen und bietet Formate zur Vernetzung und zum Austausch an.

E³UDRES²: Neun Hochschulen in ländlichen Regionen bündeln ihre Expertise

„Unser Verbund wurde 2020 von der Fachhochschule St. Pölten gegründet und vernetzt mittlerweile sieben europäische Hochschulen für angewandte Wissenschaften und zwei Universitäten in ländlichen Regionen“, erklärt Ronja Pralle, Koordinatorin von . Ihren Schwerpunkt setzt die Allianz in vier Forschungs- und Handlungsfeldern: Gesundheit, Wohlbefinden und soziale Inklusion, digitale Lösungen und innovative Technologien, resiliente Ökonomie und Innovation sowie Kreativindustrie für regionale Identität. Ein gemeinsames Forschungsprojekt bildet das Center of Excellence „Business Modeling for Managing Sustainability in a Circular and Climate Neutral Economy: Creating opportunities for Smart and Sustainable Regions“, das innovative Geschäftsmodelle entwickelt, die zur wirtschaftlichen Resilienz ländlicher Regionen in Europa beitragen sollen.

Regionale Unternehmen und Organisationen haben zudem die Möglichkeit, reale Fragestellungen und Herausforderungen an die E³UDRES²-Partnerhochschulen heranzutragen. Multilaterale Teams aus Studierenden und Forschenden arbeiten dann an konkreten Lösungen – mit dem Ziel, die Ergebnisse direkt in die Praxis zu überführen. „Am University College Leuven-Limburg in Belgien haben wir uns beispielsweise damit befasst, Alltagsabläufe in einem lokalen Krankenhaus durch digitale Lösungen wie etwa KI-gestützte Sprachsteuerung zu vereinfachen, um mehr Zeit für die direkte Patientenversorgung zu schaffen“, sagt Pralle. „Das Projekt ist interdisziplinär ausgerichtet und verbindet technisches Know-how mit sozialem Verständnis.“

Für die Zusammenarbeit stehen dabei verschiedene Mobilitätsformate zur Verfügung: Bei Hackathons oder Bootcamps treffen sich die Teilnehmenden persönlich, um in kurzer Zeit gemeinsam kreative Lösungen zu entwickeln. Die sogenannten „I Living Labs“ finden überwiegend online statt und ermöglichen eine längerfristige, interdisziplinäre Zusammenarbeit über mehrere Wochen hinweg.

Lerne die E³UDRES² European University Allianz kennen

Lerne die E³UDRES² European University Allianz kennen Lerne die E³UDRES² European University Allianz kennen ©

Lernen neu gedacht: Von „Learning Snacks“ bis zu geteilten Vorlesungen

Darüber hinaus arbeiten die Hochschulen gemeinsam an innovativen Bildungsformaten. „Aktuell entwickeln wir eine App, die kleine, motivierende Lerneinheiten, sogenannte „Learning Snacks“ bereitstellen und Studierende mit Unternehmen in den Regionen vernetzen soll.“ Ebenso im Aufbau sind „Shared Lectures“, bei denen Lehrveranstaltungen gemeinschaftlich mit Partnerhochschulen angeboten werden, sowie Micro Credentials, flexibel buchbare Zertifikate, die einzelne Lernbausteine bescheinigen. Online-Sprachkurse stehen den Studierenden bereits zur Verfügung – und tragen zur Identifikation mit den europäischen Werten bei.

Mobilität, Austausch und Internationalisierung durch stabile Partnerschaften

Ein weiterer Vorteil von E³UDRES²: „Die Allianz schafft verlässliche Netzwerke, die den Austausch und die Mobilität zwischen den Partnerhochschulen vereinfachen“, sagt Pralle. „Internationale Kooperationen lassen sich schneller anstoßen, gemeinsame Projekte effizienter umsetzen.“ Gleichzeitig steigt die Attraktivität der Hochschule für internationale Studierende – und auch die deutschen Studierenden profitieren: „Sie sammeln durch gemeinsame Online-Lehrveranstaltungen, Gastvorträge und länderübergreifende Projekte wertvolle interkulturelle Erfahrungen, auch dann, wenn ein längerer Auslandsaufenthalt für sie aus persönlichen Gründen nicht infrage kommt“, so Pralle.

NeurotechEU: Eine Allianz für die Zukunft der Hirnforschung

Ein weiteres Beispiel dafür, wie europäische Hochschulkooperationen zukunftsweisende Bildungsformate und interdisziplinäre Forschung ermöglichen, ist die Allianz NeurotechEU – The European University of Brain and Technology. Seit 2020 verbindet sie acht europäische Hochschulen mit dem Ziel, ein innovatives Bildungsumfeld im Bereich der Neurotechnologien zu schaffen und gemeinsam die nächste Generation von Expertinnen und Experten an der Schnittstelle von Medizin, Technik und Künstlicher Intelligenz auszubilden. Auch hier profitieren die Hochschulen, Lehrenden und Studierenden gleichermaßen von neuen Mobilitätsformaten, digitalen Lernangeboten und praxisnahen Projekten mit gesellschaftlichem Bezug.

„Die exzellente Ausbildung der Studierenden steht im Mittelpunkt unserer Arbeit“, erläutert Dr. Sarah Monreal, Koordinatorin von . Ein zentrales Projekt der Allianz ist der geplante Joint Master in Neurotechnology, der ab dem Wintersemester 2027/28 starten soll. Studierende werden eine umfassende Ausbildung in verschiedenen Aspekten der Neurotechnologie erhalten – von der Computeranalyse bis zur klinischen Anwendung. Zudem ist eine Joint Doctoral School geplant, die die wissenschaftliche Expertise aller acht Partner vereint. Praktische Formate wie das NTEU Internship Program, das Studierenden der Partnerhochschulen Praktika in den Bonner Forschungslaboren ermöglicht, werden bereits seit 2024 umgesetzt.

Digital, interdisziplinär und europäisch: NeurotechEU setzt neue Maßstäbe

„Die besondere Stärke unseres Netzwerks ist, dass sich die Fachrichtungen der Partnerhochschulen sehr gut ergänzen“, sagt Monreal. Klinische und empirische Neurowissenschaft, Robotik, Neuroinformatik, Neurometaphysics sowie ethische und rechtliche Fragestellungen: „Im Zuge der Zusammenarbeit entsteht ein einzigartiges inter- und transdisziplinäres Gefüge, das den Studierenden ein exzellentes Bildungsumfeld bietet.“ Ein weiterer Fokus von NeurotechEU liegt auf der gezielten Stärkung digitaler Bildungsformate: Die neue Plattform Campus+ dient als virtueller Kurskatalog, Austauschforum und digitale Mobilitätslösung – ein Schritt hin zur europäischen Hochschule der Zukunft.

Brücke zur Gesellschaft: NeurotechEU vernetzt Wissenschaft und Wirtschaft

Dabei versteht sich nicht nur als akademisches Netzwerk, sondern auch als Brücke zur Gesellschaft. Ein wichtiges Anliegen ist die enge Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Industrie, die mithilfe der Organisationsstruktur NEURICOO nachhaltig verankert wird. „Das Netzwerk aus studentischen, administrativen und wissenschaftlichen Vertreterinnen und Vertreter aller Partnerhochschulen sorgt für die institutionelle Einbindung assoziierter Partner aus Wirtschaft und Industrie“, erklärt Monreal. Ein Beispiel für diese Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft ist die für September 2025 geplante Summer School „Trust me! Neural Networks, Manipulation, and Ethics“ in Bonn, die auf dem Prinzip des Challenge-Based-Learning basiert. Die Teilnehmenden befassen sich mit Chancen und Risiken der Manipulation durch Künstliche Intelligenz und deren Auswirkungen auf Individuum und Gesellschaft; eine Fachjury aus der Wirtschaft begleitet und bewertet die Ergebnisse. Ein Zeichen der Strahlkraft und Attraktivität von NeurotechEU: Noch im Laufe des Jahres wird mit der Medizinischen Universität Innsbruck eine weitere renommierte Hochschule als neunter Partner in das Netzwerk aufgenommen. „Ein echter Zugewinn für unsere Allianz“, so Monreal.

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