Drei Fragen zu Nachhaltiger Entwicklung: Ziel 10 – Weniger Ungleichheiten

Agenda 2030
SDG Ziel 10: Weniger Ungleichheiten
Waage und Würfel mit Aufschrift "UN" und "FAIR" - Symbole für Gerechtigkeit
© Getty Images/hyejin kang

Wir sprachen mit Bill Strickland, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Manchester Bidwell Corporation, die mit Erwachsenen in Umschulungsphasen und gefährdeten Jugendlichen arbeitet und ihnen Chancen und neue Perspektiven bietet. Als Jugendlicher aus Pittsburgh, der unter Rassismus und Armut litt, verschafften Stricklands Erkenntnisse, Vision und Beharrlichkeit ihm 1996 schließlich ein MacArthur “Genie”-Fellowship und er wurde zu einer gefragten kommunalen Führungspersönlichkeit und einem hochrangigem Berater.

1014: Wie manifestieren sich soziale und Rassenungleichheiten in Pittsburgh, Pennsylvania?

Bill Strickland: In Pittsburgh und anderswo stellt man fest, dass manche Menschen auf ganz grundlegender Ebene „außen vor gelassen“ werden. Sie haben keinen Zugang zu einer guten Bildung und damit zu wirtschaftlichen Chancen. Ihre untragbaren Wohnverhältnisse, insbesondere unter Afroamerikaner:innen, werden manchmal sogar lebensbedrohlich. Sie sind für ihr Existenzminimum dauerhaft auf Sozialhilfe angewiesen, ohne jede Chance, der Arbeitslosigkeit zu entkommen und ihre Lage zu verbessern. Kindern in diesen unterversorgten Gemeinschaften fehlen Perspektiven, sie sehen und erleben nichts als den ständigen Existenzkampf in einem verwahrlosten Umfeld. 

1014: Was ist Ihre Mission bei der Manchester Bidwell Corporation und welche Programme bieten Sie an, um Ihr Ziel zu erreichen? Können Sie einige der Herausforderungen beschreiben, die Sie und Ihre Angestellten im Arbeitsalltag erleben? Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?  

Bill Strickland: Bei Manchester Bidwell sind wir darum bemüht, eine Kultur der Aspiration und Hoffnung zu schaffen. Wir möchten Chancen bieten und den Menschen einen Weg aus der Armut aufzeigen. Mit unseren kostenlosen Berufsbildungsangeboten in Partnerschaft mit Fortune-100-Firmen, die unsere Philosophie teilen, schulen wir unsere Teilnehmer:innen in den Bereichen Medizin, Labortechnik, Gastronomie und Musik. Unser Zentrum ist attraktiv und einladend. Wir vermitteln und demonstrieren, dass Armut nicht bedeutet, dass man die für qualifizierte Arbeitsplätze nötigen Fähigkeiten nicht entwickeln kann. Mit unserem Jazzprogramm zum Beispiel verfügt Manchester Bidwell über ein mit einem Grammy ausgezeichnetes Plattenlabel und eine Jazz-Aufführungsreihe der Weltklasse.

Eine meiner größten Herausforderungen ist es, inmitten der Verzweiflung die Hoffnung zu bewahren. Angesichts einer Klientel, die mit wirtschaftlichen, sozialen und psychologischen Problemen zu kämpfen hat, muss ich selbst für Inspiration und Energie sorgen. Aber ich bin motiviert und voller Freude, wenn ich jeden Tag im Center schaue, wie die Stimmung ist, und in seinen Gängen den Gemeinschaftssinn und das Zugehörigkeitsgefühl der Fakultätsmitglieder und der Teilnehmer:innen spüre. Das Center ist zu meiner Quelle der Inspiration geworden. 

1014: Das Konzept der Manchester Bidwell Corporation wurde in zahlreichen Städten übernommen. Diese Zentren für Kunst und Technologie spielen eine enorm wichtige Rolle dabei, unterversorgten Gemeinschaften Chancen zu bieten. Was sollte Ihrer Meinung nach in einer idealen Welt noch getan werden, um Ungleichzeiten zu reduzieren?

Bill Strickland: Es gibt derzeit 11 weitere Zentren für Kunst und Technologie in Städten überall in den USA sowie eines in Israel, die unsere Kultur und Strategie übernommen haben. Zehn weitere werden gerade gebaut. Nach dem Tod von George Floyd gingen weltweit Tausende von Menschen auf die Straße. Ich dachte, hier ist mein Arbeitskräftepotential! Wenn wir auf dieser Energie aufbauen, unsere Mission noch stärker ausweiten und weltweite Schulungsprogramme schaffen könnten, um Menschen eine menschenwürdige Arbeit zu verschaffen, könnten wir Arbeitslosigkeit international senken und soziale Ungleichzeiten noch zu unseren Lebzeiten entscheidend reduzieren.

Es ist sehr teuer, Menschen im Zustand der Armut zu halten, wenn man Arbeitslosenunterstützung, soziale Programme, Inhaftierung oder die Kosten für die Rehabilitierung von Drogenabhängigen bedenkt. Daher macht es auch wirtschaftlich Sinn, in Menschen zu investieren und sie von Passiva zu Aktiva zu machen. Investieren Sie in eine Ausbildung und Sie bekommen innerhalb von 36 Monaten Ihre Rendite in Form von Steuern! Ich bin zuversichtlich, dass Firmen und Regierungen auch zu diesem Schluss kommen, sich unseren ergebnisbasierten und -orientierten Ansatz anschauen und uns dabei unterstützen, Chancen für alle zu schaffen.

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