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Mentoring für die nächste Generation von Wissenschaftlerinnen

SDG Ziel 5: Geschlechtergleichheit
Eine lateinamerikanische Mentorin und eine asiatische Mentee sitzen gemeinsam und lächelnd am Tisch und beraten sich.
© Getty Images/Goodboy Picture Company

„Community“ – „Augenöffnend“ – „Unterstützung“ – „Stärke“ – diese Begriffe erscheinen nach und nach auf dem Bildschirm, als Daniela Becker das Online-Event eröffnet und in die Runde fragt: „Woran denkt ihr zuerst, wenn ihr an eure Erfahrungen mit dem Mentoring-Programm zurückdenkt?“ Die Teilnehmerinnen scannen einen QR-Code und geben das Wort ein, das ihnen in den Sinn kommt. Keine Minute später ist der Bildschirm schon gut gefüllt. „Oh, das geht ja schnell!“, sagt Daniela Becker lachend, während immer mehr Wörter erscheinen. Sie liest einige vor: „Networking, multidisziplinäre Forschung … und Therapie, wow! Das ist ein tolles Feedback.“

Mentoring zur Stärkung von Frauen in der Wissenschaft

Daniela Becker koordiniert das Women Forward Mentoring-Programm innerhalb des Humboldt-Netzwerks, das Frauen am Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn mit erfahrenen Mentorinnen zusammenbringt. Von April bis September 2024 lief die erste Runde, eine Pilotphase, an der bereits 103 Frauen teilnahmen. Ziel des Programms ist es, Frauen in der Wissenschaft miteinander in Kontakt zu bringen und zu stärken.

An diesem Freitagnachmittag im September treffen sich die Teilnehmerinnen des Programms ein letztes Mal virtuell. Sie sprechen Englisch, denn sie kommen aus verschiedenen Teilen der Welt – unter anderem aus Äthiopien, Brasilien, Rumänien und Nigeria. Gemeinsam blicken sie auf die erste Runde zurück, reflektieren, was sie gelernt haben, und besprechen ihre Wünsche für die Zukunft. Den Auftakt machen Mentorin Elsa Varela und Mentee Hermela Lakew.

Internationale Teilnehmerinnen und ihre Erfahrungen

Elsa Varela hat einen Doktortitel in nachhaltiger Forstwirtschaft und forscht derzeit an der Georg-August-Universität Göttingen zur sozioökonomischen Nachhaltigkeit von land- und forstwirtschaftlichen Systemen. Sie ist und Mitglied des Nationalen Forschungsrats in Spanien.
„Danke für diese Möglichkeit!“, sagt Elsa Varela. „Oft betrachtet man solche Programme nur aus der Perspektive der Mentee und übersieht dabei, wie bereichernd die Rolle als Mentorin sein kann.“ Sie selbst habe zu Beginn ihrer Karriere großartige Unterstützung erhalten, und genau deshalb habe sie sich entschieden, als Mentorin am Programm teilzunehmen: „Ich möchte das, was mir geschenkt wurde, weitergeben.“ Besonders Frauen könnten von einem solchen Programm profitieren, erklärt sie, da sie oft zögerlicher als Männer seien, weniger selbstbewusst oder proaktiv auftreten. Umso wichtiger sei es, ein unterstützendes Netzwerk aufzubauen. „Erfolg in der Wissenschaft bedeutet nicht nur, gute Arbeit zu leisten – Softskills sind genauso entscheidend.“

„Ich habe gelernt, klar zu kommunizieren, auf Menschen zuzugehen und selbstbewusst Entscheidungen zu treffen.“ – Mentee Hermela Lakew

Zudem, so Elsa Varela weiter, habe auch sie viel von ihrer Mentee gelernt: „Hermela ist eine sehr mutige Wissenschaftlerin.“ Elsa Varela sei berührt und beeindruckt davon gewesen, wie zielstrebig und schnell Hermela Lakew daran arbeitet, ihre Forschung voranzutreiben.

Hermela Lakew, die Mentee, ist Wirtschaftswissenschaftlerin und promoviert derzeit an der Free State University in Südafrika. In ihrer Forschung analysiert sie komplexe Systeme, die zur Ernährungsunsicherheit in afrikanischen Ländern südlich der Sahara beitragen. 2024 erhielt sie ein der Alexander von Humboldt-Stiftung, das ihr die Zusammenarbeit mit dem deutschen Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung ermöglichte.

„Das war meine erste Erfahrung als Mentee“, sagt Hermela Lakew lächelnd in die Kamera, „und ich wusste nicht, was mich erwarten würde.“ Sie trat dem Programm mit dem Ziel bei, ihre Forschungsfähigkeiten weiterzuentwickeln und ihr Netzwerk zu vergrößern – das besprach sie gleich zu Beginn mit Elsa Varela. Daraufhin trafen sich die beiden regelmäßig und bereiteten sich mit gezielten Fragen und Problemstellungen auf die Gespräche vor. „Elsa hat immer gesagt: ‚Niemand wird sich mehr für dein Wachstum und dein Potenzial einsetzen als du selbst.‘“, erzählt Hermela Lakew. Ein Satz, der sie nachhaltig geprägt hat.

Dieses Programm sei ein großer Wendepunkt für sie gewesen, sagt sie weiter. Sie habe gelernt, klar zu kommunizieren, auf Menschen zuzugehen und selbstbewusst Entscheidungen zu treffen. „Ich konnte mich Elsa gegenüber öffnen; es war ein Safespace. Ich bin extrem dankbar für diese Möglichkeit.“ Während sie den letzten Satz spricht, tauchen immer wieder Herz-Emojis in den Chat-Fenstern der anderen Teilnehmerinnen auf.

Ausblick auf die Zukunft des Mentoring-Programms

Anschließend berichten weitere Mentees von ihren Erfahrungen. Eine Teilnehmerin hebt noch einmal die Bedeutung eines solchen Programms, das ausschließlich für Frauen gedacht ist, hervor: „Ich komme aus einer Umgebung, die sehr männlich dominiert ist; alle sind sehr wettbewerbsorientiert. Man geht nicht einmal gemeinsam essen oder spazieren. Ich habe mich so nach Unterstützung gesehnt – und genau das habe ich hier bekommen. Mit meiner Mentorin konnte ich nicht nur über berufliche Themen sprechen, sondern wir haben auch darüber ausgetauscht, wie es ist, eine Mutter zu sein.“

Das Online-Treffen bietet auch Raum für Ideen, wie das Mentoring-Programm in Zukunft noch besser gestaltet werden kann. Eine Teilnehmerin merkt beispielsweise an, dass sie sich eine zusätzliche Vernetzung der Mentees in ihrem spezifischen wissenschaftlichen Bereich wünschen würde, um sich inhaltlich auszutauschen.

Flexible Ansätze und individuelle Verbindungen

Die Frauen nutzten ihr Mentoring-Match auf unterschiedliche Weise. Einige organisierten ihre Treffen sehr strukturiert, so wie Elsa Varela und Hermela Lakew, während andere einen spontanen Ansatz wählten. Einige Paare sprachen viel über Möglichkeiten, weitere Stipendien und Förderungen zu erhalten. Für einige Mentees war es wichtig, dass ihre Mentorinnen ihre wissenschaftlichen Artikel lasen und Feedback gaben. Die Ausgestaltung ihrer Mentoring-Verbindung lag ganz bei ihnen.

Alle Frauen, die bei der Online-Veranstaltung sprechen, bedanken sich ausdrücklich bei den Organisatorinnen. Dankbarkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung – am Ende schreiben dutzende Teilnehmerinnen im Chat: „Thank you, Daniela“ und „Thank you, Humboldt!“

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