Auma Obama: „Es liegt an jedem selbst, sein Leben zu verbessern“

SDG Ziel 1: Keine Armut
SDG Ziel 10: Weniger Ungleichheiten
SDG Ziel 4: Hochwertige Bildung
SDG Ziel 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
Deutschland-Alumna Auma Obama bei der Eröffnung des neuen Sport-, Ressourcen- und Ausbildungszentrum ihrer Stiftung „Sauti Kuu“ in Kenia im Sommer 2018
Deutschland-Alumna Auma Obama bei der Eröffnung des neuen Sport-, Ressourcen- und Ausbildungszentrum ihrer Stiftung „Sauti Kuu“ in Kenia im Sommer 2018 © Andi Buchner

Mit ihrer Stiftung „Sauti Kuu“ fördert Auma Obama Kinder und Jugendliche in ihrer Heimat Kenia. Die Deutschland-Alumna ist überzeugt, dass jeder sein Leben selbst in die Hand nehmen kann – mit der richtigen Unterstützung.

Sie meidet das Rampenlicht. Dr. Auma Obama möchte vor allem etwas erreichen – nicht für sich, sondern für andere. Ihr Ziel: möglichst vielen Menschen einen Schlüssel in die Hand zu geben, der für alle Türen passt, die sich im Leben vor ihnen verschließen können. „Mich hat schon immer die Frage umgetrieben, wie man Menschen zeigen kann, dass sie trotz aller Widrigkeiten immer einen Ausweg finden können“, sagt die Germanistin und Soziologin. Sie wurde 1960 in einem Dorf im Südwesten Kenias geboren. Dass sie sich von dort aus ihren Weg in die Metropolen der Welt bahnte, hat ihre Einstellung zum Leben geprägt. „Es liegt an jedem selbst, sein Leben zu bewältigen und zu verbessern“, betont Obama. „Andere können dabei nur unterstützend tätig sein.“

Sie selbst hat viel aus der Unterstützung gemacht, die sie bekam: Dank eines DAAD-Stipendiums konnte sie von 1980 an in Heidelberg Germanistik studieren, schloss mit dem Magister ab. Ein weiteres DAAD-Stipendium ermöglichte ihr die Promotion an der Universität Bayreuth, sie schrieb über die Auffassung von Arbeit in der deutschen sowie kenianischen Literatur und Kultur. Danach lebte Auma Obama einige Jahre in Deutschland und zog Mitte der 1990er-Jahre aus privaten Gründen nach Großbritannien. Später kehrte sie nach Kenia zurück und arbeitete dort zunächst für eine internationale Hilfsorganisation.

WEITERGEBEN, WAS SIE GELERNT HAT

Was sie aus Europa mitbrachte, war weit mehr als Bildung und Titel. „Ich habe das Bewusstsein mitgenommen, dass meine Stimme etwas zählte und stark war und ist.“ Das ist der Kern der Botschaft, die sie jungen, bislang benachteiligten Menschen in Kenia und anderen afrikanischen Staaten mit auf den Weg geben will: Sei stolz und selbstbewusst, ohne arrogant zu sein. Ergreife deine Chancen, sie liegen in dir.

„You are your future“ ist das Motto der Stiftung, die Auma Obama in Kenia gründete und die seit 2013 auch in Deutschland aktiv ist. Sie heißt „Sauti Kuu“, Kisuaheli für „Starke Stimmen“. Mit der Arbeit in der Stiftung will die Deutschland-Alumna weitergeben, was sie selbst gelernt hat. Sie sei ein stilles Kind gewesen, sagt Obama, und habe erst mit der Zeit verstanden, dass sie etwas bewegen könne, indem sie ihre Stimme gefunden und gelernt habe, sie auch laut zu erheben und zu nutzen. Das gelte für alle Menschen, sagt sie: „Unsere Stimmen sind stark, wenn wir uns äußern. Und andere finden, die – im Wortsinne – ,einstimmen‘.“

Sport und Bildung sind die Schlüssel zu dieser Erfahrung, die Auma Obama gemacht hat und mit „Sauti Kuu“ vor allem benachteiligten Kindern im ländlichen Kenia vermitteln will. Dort sind Chancen immer noch rar, das Leben vieler Menschen ist von Armut geprägt. Junge Menschen ziehen oft in die Städte und hoffen hier auf eine bessere Zukunft. Doch viele landen in einem der Slums und verlieren ihre Ziele aus den Augen. Dabei ist Obama überzeugt, dass die jungen Menschen sich auch auf dem Land eine Zukunft aufbauen können, wenn sie ihre Fähigkeiten nutzen. „Wir sind mit unserer Arbeit erfolgreich, weil wir den Jugendlichen die Verantwortung für die Verbesserung ihres Lebens nicht abnehmen“, betont sie. Und die meisten von ihnen hätten durchaus eine Vorstellung von der Lösung für ihre Probleme, nur oft nicht den Mut, sie auch umzusetzen. Was die Stiftung ihnen zeigen will, bringt Obama am liebsten in der knappen Formel auf den Punkt: „Use what you have to get what you need“!

Auma Obamas Stiftung „Sauti Kuu“

Auma Obamas Stiftung „Sauti Kuu“
Auma Obamas Stiftung „Sauti Kuu“ ©

ETWAS FÜR SICH TUN, STATT IN ARMUT ZU VERHARREN

Im Sommer 2018 eröffnete Auma Obama nach langer Bauzeit in Alego im Südwesten Kenias ein neues Sport-, Ressourcen- und Ausbildungszentrum. Dazu gehören unter anderem ein Fußballplatz, ein Berufsbildungszentrum, ein IT-Laboratorium und eine Bibliothek. Zur Eröffnungsfeier kam auch ihr Halbbruder Barack Obama, der ehemalige US-Präsident. Dem neuen Zentrum bescherte dies nicht nur in Kenia, sondern auch international große Medienaufmerksam. „Ich akzeptiere die Aussage nicht, dass wir arm sind“, sagte Auma Obama bei der Eröffnung des Zentrums. Armut sei keine Entschuldigung dafür, im Elend zu verharren und auf andere zu warten. Selbst wer sich arm fühle, könne immer noch etwas für sich selbst tun, statt andere um Hilfe zu bitten.

Damit beschreibt die Deutschland-Alumna ihre Grundhaltung zum Leben und umreißt gleichzeitig, welche Perspektiven sich den Menschen auf dem Land bieten. Sie beginnen mit dem Blick nach unten, ganz buchstäblich auf den Boden: In vielen Regionen Kenias ist die Erde fruchtbar, sie ermöglicht bei richtiger Bearbeitung ein gutes Einkommen. In den Workshops und Zentren der Stiftung „Sauti Kuu“ lernen schon kleine Kinder den Spaß an der Arbeit auf dem Feld. Nicht zuletzt wegen der Tiere, die ihnen anvertraut werden. Was sie an Obst und Gemüse ernten, können die Kinder und Jugendlichen verkaufen – und davon zum Beispiel ihr Schulgeld bezahlen. So lernen sie neben Techniken der Landwirtschaft auch, dass sie sich selbst helfen können. Das ist die beste Grundlage, die sie für ihre eigene Zukunft legen können: ein Schlüssel, der auf alle Türen passt. 

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Kommentare

  • Birgit Sundmacher

    28.08.2023

    Dieser Artikel hat mich sehr beeindruckt. Was eine Frau erreichen kann und wie sie anderen Menschen hilft ebenfalls etwas aus ihrem Leben zu machen.
    Ich wünsche viel Erfolg für die Zukunft. Und das viele ihrem Beispiel folgen.

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