Green Talents Award: Tradition und Forschung verbinden

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Schon als Kind wollte Doktor werden. Ein Traum in weiter Ferne, denn Seidou stammt aus einer armen Familie in Benin. Aufgewachsen im Städtchen Founougo im Norden des Landes, musste er schon früh auf den Feldern seiner Familie mithelfen. Er entwickelte ein besonderes Talent in der Aufzucht von Geflügel, Schafen und Ziegen. „Meine Eltern hatten nicht die finanziellen Mittel, um meine Ausbildung zu unterstützen“, berichtet er. „Deshalb musste ich hart arbeiten, um mein Ziel zu erreichen.“

Doch er hat es geschafft: Heute, mit 32 Jahren, ist Alassan Assani Seidou promovierter Agrarwissenschaftler und wurde gerade mit dem Green Talents Award 2020 ausgezeichnet – als erster Nachwuchsforscher jemals aus Benin. Der ermöglicht Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern Forschungsaufenthalte und wichtige Vernetzungsmöglichkeiten (siehe Infokasten).

Stipendien für Studium und Promotion

Schon in der Schule gehörte Seidou Jahr für Jahr zu den Besten. Stipendien ermöglichten ihm nach dem Abitur ein Studium an der staatlichen Universität in Parakou und anschließend eine Promotion in Agrarwissenschaften. Im Rahmen des („Strengthening Advisory Capacities for Land Governance in Africa“, SLGA) entwickelte er seine Forschung weiter. Dieses Surplace-/Drittland-Programm bietet Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern ein Stipendium für ein Studium oder einen Forschungsaufenthalt in ihrem Heimatland oder an einer afrikanischen Hochschule in der Region.

Heute arbeitet Seidou am Laboratory of Ecology, Health and Animal Production (LESPA) der Universität Parakou. Seine Arbeit trägt zur Entwicklung nachhaltiger Strategien in der Viehzucht bei. Die Forschungsergebnisse könnten dringend benötigte Erkenntnisse für Benin liefern. Das subtropische Land leidet besonders unter dem Klimawandel. Heftige Regenfälle und starke Temperaturschwankungen führen immer häufiger zu Überschwemmungen und Dürren.

Methangas reduzieren

Die ländliche Bevölkerung kämpft mit den Folgen, denn die Landwirtschaft ist eine der wichtigsten Einnahmequellen. Die Viehzucht zählt jedoch zugleich auch zu den Treibern des Klimawandels. Das Treibhausgas Methan, das beim Verdauungsprozess von Wiederkäuern entsteht, schadet der Umwelt erheblich. Es sind deshalb Lösungen gefragt, die ein Gleichgewicht zwischen Umweltschutz und wirtschaftlichen Interessen der Viehzüchter schaffen.

Dr. Alassan Assani Seidou hat diese Herausforderung zu seinem Thema gemacht, er richtet den Fokus auf die Verbesserung von Viehzuchtsystemen. Von seinen Ergebnissen verspricht er sich Strategien zur Reduzierung von Methan und eine bessere Anbindung von Kohlenstoff am Boden.

Den ökologischen Fußabdruck verkleinern

Der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen kommt dabei eine große Bedeutung zu. Agroforstwirtschaftliche Systeme, die auf eine Kombination von Gehölzen mit Ackerbau und Tierhaltung setzen, erzielen nicht nur für die landwirtschaftliche Produktion vorteilhafte Wechselwirkungen. Sie spielen auch beim Ausgleich von Emissionen eine wichtige Rolle. Denn Bäume speichern Kohlenstoff und können in der Landwirtschaft dazu beitragen, den durch die Tierproduktion verursachten ökologischen Fußabdruck auszugleichen und zu verkleinern.

Der Forscher verfolgt in seiner Arbeit einen sozioökonomischen Ansatz, der traditionelles Wissen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen verbindet. Konfrontiert mit wiederkehrender Trockenheit und der daraus resultierenden Futtermittelknappheit, hatten einheimische Kleinbauern beispielsweise verschiedene Praktiken entwickelt, um ihre Situation zu verbessern. So nutzen sie zum Beispiel lokale Baumarten und integrierten sie in Ackerbau und Viehzucht.

Eine wissenschaftliche Grundlage finden

Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Wirksamkeit dieser Maßnahmen und Systeme zu bewerten und damit eine wissenschaftliche Grundlage für nachhaltige Produktionsprozesse in der Tierhaltung zu schaffen. „Meine eigenen Erlebnisse erweisen sich in dem Projekt als sehr nützlich“, stellt Alassan Assani Seidou fest. Die Herausforderungen und Probleme der Bauern im Benin kennt er seit seiner Kindheit ganz genau. „Diese Erfahrungen ermöglichen es mir, geeignete Lösungen für die Züchter zu finden.“

Dass Seidou für seine Erkenntnisse mit dem Green Talents Award ausgezeichnet worden ist, bedeutet einen wichtigen Schritt für seine Laufbahn. Die Preisverleihung im Rahmen des gab dem afrikanischen Wissenschaftler einen ersten Vorgeschmack auf die Chancen, die der Preis jungen Nachwuchswissenschaftlern eröffnet. „Es war wirklich eine bereichernde Erfahrung, auch die in dem Forum kennenzulernen und Erfahrungen mit ihnen zu teilen“, sagt Alassan Assani Seidou.

Mit Vertretern angesehener deutscher Forschungseinrichtungen und Unternehmen diskutierte er über grüne Themen. Und auch erste Kontakte im Hinblick auf eine mögliche Zusammenarbeit hat er bereits geknüpft.

Weiterführende Informationen

  • (auf Englisch)
    Striving for International Cooperation in Sustainability Research
  • BMZ:
    Fruchtbarer Boden und Wasser sind die wichtigsten Grundlagen für die Landwirtschaft. Nur wenn der Zugang zu diesen natürlichen Ressourcen gewährleistet ist, kann es Ernährungssicherheit geben.
  • DAAD:  
    Der DAAD bietet im Rahmen des Programms „Stärkung der Beratungskapazitäten für Landpolitik in Afrika“ (SLGA) ein umfangreiches Stipendienprogramm im Bereich Land Governance und Landmanagement. Ziel ist die verbesster Umsetzung von Landpolitiken durch afrikanische Institutionen und Fachkräfte.
  • GIZ:

  • FONA ist die Plattform des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur Forschung für Nachhaltigkeit.

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