YES Workshop | Von der Promotion zur Innovation

DAAD- Alumni stehen an einem runden Tisch und diskutieren
© Michael Jordan

Innovative Ideen richtig verkaufen

Im Zentrum jeder Wissenschaftskommunikation steht die Übersetzung. Wie übersetze ich mein Thema so, dass es für die Öffentlichkeit greifbar wird? Derselbe Mechanismus greift beim Entrepreneurship: Nur wer die eigene Geschäftsidee bei den Investoren geschickt und verständlich anpreist, kann auf Gelder hoffen, die die Gründung eines Startups möglich machen. In Bonn haben nun 20 Nachwuchsforschende – DAAD-Stipendiatinnen und -Stipendiaten ebenso wie DAAD-Alumni und -Alumnae – an einem exklusiven zweitägigen Workshop teilgenommen, bei dem ihnen Trainerinnen des „Young Entrepreneurs in Science“-Projekts (YES) der Falling Walls Foundation Strategien und Werkzeuge an die Hand gaben, um selbst als Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer erfolgreich zu sein. Die Teilnehmenden lernten dabei, wie sie ihre eigenen Ideen in ein konkretes Produkt umwandeln können, welche Schritte es bei einer potenziellen Unternehmungsgründung zu beachten gibt und natürlich, wie sie ihre Vision in zwei Minuten zusammenfassen können, um sie mit ihrer Zielgruppe zu teilen.

Die Zusammenarbeit zwischen dem DAAD und der Falling Walls Foundation besteht schon seit vielen Jahren, die Workshops mit dem Titel „From PhD to Innovator“ sind vergleichsweise neu. „Wir haben 2022 erstmals die Young Entrepreneurs in Science eingeladen, da wir den Bereich der Karriereförderung bei uns weiter ausbauen wollen“, erklärt Heidi Wedel, Leiterin des DAAD-Alumnireferats. „Schon im vergangenen Jahr war das Interesse an dem YES-Workshop enorm: Wir hatten innerhalb von zwei Tagen um die 130 Anmeldungen, sodass wir gar nicht allen eine Zusage geben konnten. Das hat unsere Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie unsere Alumni aber nicht davon abgehalten, es dieses Mal erneut zu versuchen, sodass wir wieder deutlich über 100 Bewerbungen erhalten haben.“ Letztlich konnte der DAAD 20 Interessierte einladen, die zum Teil noch in der Förderung sind, zum Teil aber auch als Alumni ihre Karriere in Deutschland vorantreiben. Die Teilnehmenden stammen zudem aus etlichen über den Erdball verstreuten Nationen: „Bis auf Australien sind alle Kontinente vertreten“, erzählt Wedel. „Außerdem sind ganz verschiedene Fachrichtungen vertreten, Ingenieurinnen und Ingenieure ebenso wie eine Juristin und ein BWLer, ein Sportwissenschaftler und Informatiker. Diese Vielfalt ist erstaunlich und befeuert zugleich den Austausch untereinander. Das hilft bei der Bewältigung der Aufgaben des Workshops und erweitert die eigenen Netzwerke.“ 

„Wir erhalten ein neues Denkwerkzeug“

Diese Vorteile betonen auch die Teilnehmenden des Workshops. „Ich finde es großartig, dass wir hier so eine große Bandbreite an Nationalitäten und Fachgebieten abdecken“, sagt Ilia Sannikov aus Russland. „Gleichzeitig erhalten wir neue Ideen, eine neue Denkweise in Bezug auf uns selbst und unsere wissenschaftliche Arbeit.“ Sannikov beschäftigt sich mit dem Management von Sportveranstaltungen, die sowohl Instrument als auch Ergebnis der Sportentwicklung sind, also ebenso sehr Bestandteil des Trainings sind als auch dessen Ziel. „Ich könnte mir vorstellen, eine Firma zu gründen, mit der ich Sportler berate, die oft die gesetzlichen, politischen oder wirtschaftlichen Fallstricke nicht kennen“, sagt er. „Das Problem ist, dass ich mich ja von all den anderen Dienstleistern in diesem Sektor absetzen muss. Im Workshop habe ich gelernt, wie ich meinen Forschungsansatz und letztlich auch meine Fähigkeiten klarer formulieren kann.“ 

Für viele Teilnehmende ist der Workshop in gewisser Weise eine Lektion in Selbsterkenntnis. „In der Wissenschaft ist es oft so, dass man zwar an neuen Erkenntnissen forscht, gleichzeitig aber glaubt, als Einzelner in der Gesellschaft nichts bewegen zu können“, sagt der Pakistani Awais Malik. „Hier haben wir in zwei Tagen gelernt, wie sich unsere Forschungsergebnisse mithilfe von Design Thinking in ein greifbares Produkt transformieren lassen. Ich finde es schade, dass diese Art des Denkens an den Universitäten und Hochschulen nicht vermittelt wird.“ Ähnlich sieht es Tracy Sánchez aus Costa Rica: „Im Grunde erhalten wir ein neues Denkwerkzeug und trainieren einen anderen Muskel“, sagt die Neurowissenschaftlerin. „Ich kann derzeit nicht sagen, ob ich irgendwann selbst Entrepreneurin werde, aber ich habe auf jeden Fall eine neue Herangehensweise kennengelernt, über meine Arbeit zu sprechen. Allein das ist schon sehr wertvoll.“ Das kann auch die Kenianerin Rose Donnet Odhiambo unterstreichen. „Als Juristin muss ich meine Vorschläge in den Gesetzgebungsprozess einbringen, und je besser ich meine Ansätze verteidigen kann, umso größer sind die Chancen, dass sie auch umgesetzt werden.“ 

„Jede Art von Feedback ist ein Geschenk“

Wie groß die Herausforderung tatsächlich sein kann, abstrakte Ideen zu konkretisieren, zeigt sich in den sogenannten Pitches. Darin sollen die Teilnehmenden, die zuvor in Gruppen gesellschaftliche Probleme im Bereich von Mobilität und Abfallwirtschaft definiert und ein darauf abgestimmtes Produkt erdacht haben, ihre Prototypen vorstellen. Dabei hatten die visuell ansprechenden, klar umrissenen und gut vorstellbaren Lösungen den größten Erfolg. Vor allem eine simple Farbgestaltung für Verpackungen, mit der die deutsche Mülltrennung auch für Geflüchtete ohne Deutschkenntnisse sofort verständlich wird, wurde ausgiebig diskutiert. „Denkt daran, dass jede Art von Feedback ein Geschenk ist“, hatte Coach Leonie Bahl zuvor gesagt. So auch in diesem Fall: „Ich finde die Idee gut, würde aber auf die Verbindung zu den Geflüchteten verzichten, denn das Verständnisproblem betrifft auch andere Menschen“, sagt einer der Teilnehmenden. Ein wichtiger Hinweis. Eine andere Gruppe hat derweil schon Rückmeldungen, die sie von Mitarbeitenden aus dem Haus eingeholt hatten, in ihr Projekt integriert und ihre nächsten Schritte daran angepasst. „Es ist wichtig, dass ihr nicht versucht, euer Produkt bei Kritik zu verteidigen, sondern vielmehr überlegt, ob ihr es verbessern könnt“, erklärt Bahl. 

Auch die Organisatorinnen von YES und DAAD bitten am Ende um Feedback und ernten vor allem großes Lob. Einige Teilnehmende hätten aber nichts dagegen gehabt, den Workshop um ein oder zwei Tage zu verlängern, um mehr in die Tiefe zu gehen oder auch um eine individuellere Rückmeldung zu erhalten. „Wir nehmen diese Punkte alle auf und sehen, was wir davon umsetzen können“, verspricht das YES-Team. Vielleicht werden zukünftige Stipendiatinnen, Stipendiaten und Alumni davon noch profitieren – denn die Zusammenarbeit von DAAD und der Falling Walls Foundation würden die Beteiligten gerne fortsetzen. 

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