Lebenswerte Städte für die Zukunft

SDG Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
Nachhaltige Stadt: Skyline der Stadt Shenzhen in China im Hintergrund und großes Solarpanel im Vordergrund
© GettyImages/bingfengwu

Bei der diesjährigen Jahreskonferenz des Alumniportals diskutieren Deutschland-Alumni gemeinsam mit Expertinnen und Experten darüber, wie Städte nachhaltig gestaltet werden können. Das Ziel: die Auswirkungen der Klimakrise zu mindern. An zwei Tagen gab es dazu Vorträge, Vernetzungstreffen und Workshops – mit spannenden Ergebnissen. 

Wie können wir unsere Städte gegen die Auswirkungen der Klimakrise wappnen? Das war eine der zentralen Fragen der diesjährigen Jahreskonferenz des Alumniportals am 16. und 17. November. „Sustainable Cities: From Challenges to Solutions“ (auf Deutsch: Nachhaltige Städte: Von Herausforderungen zu Lösungen), lautete der Titel. Rund 120 Alumni und Alumnae aus allen Teilen der Welt nahmen an dem digitalen Programm teil, das von Jose Bolaños, Manager für Kommunikation bei der International Union of Forest Research Organizations (IUFRO), und weiteren engagierten Deutschland-Alumni und -Alumnae vorbereitet und moderiert wurde.

Wie kann das Entwicklungsziel für Städte erreicht werden?

Schon bevor sich die Klimakrise verschärft hat, litten Menschen in Großstädten unter Luftverschmutzung, Lärm oder Hitze, aber auch unter engen Wohnverhältnissen, fehlendem Stadtgrün und sozialen Ungleichheiten. Eines der weltweiten Entwicklungsziele, , formuliert den Anspruch der Weltgemeinschaft, Städte und Siedlungen bis 2030 inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig zu gestalten. Doch wie kann das gelingen? Dazu tauschten sich Expertinnen und Experten und interessierte Alumnae und Aumni miteinander aus. Auch die diesjährige Community Challenge befasste sich mit Ideen für nachhaltige Städte. Bei der Jahreskonferenz trafen sich auch vier Teams aus der Endrunde der Challenge wieder. 

Es gibt viele Good-Practice-Beispiele weltweit

Glücklicherweise gibt es viele positive Beispiele, wie die Lebensqualität in Städten verbessert werden kann. Jennifer Gerend, Professorin für Regionalmanagement und Sozialwissenschaftliche Methoden an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, stellte zum Auftakt der Konferenz einige vor. „Planning in the face of urgency“, lautete der Titel ihrer Keynote. Sie berichtete, dass es in Deutschland und den USA schon in den 1920er und 1930er Jahren eine Reformbewegung von Architektinnen und Architekten und Städteplanenden gab, die Siedlungen mit Gemeinschaftsgärten für Arbeiterfamilien entwickelte. Netzwerke wie diese, so Gerend, seien sehr einflussreich, wenn es um nachhaltige Veränderungen gehe. Als ein weiteres Beispiel nannte Gerend die französische Hauptstadt Paris, die dank des Einsatzes der engagierten Bürgermeisterin Anne Hidalgo in wenigen Jahren zu einer fahrradfreundlichen Stadt geworden sei. „Die Menschen genießen eine ganz neue Lebensqualität und auch Tourist:innen entdecken Paris heute mit dem Rad“, so Gerend. „Das Beispiel zeigt, dass Veränderungen schnell wirksam werden können.“ 

"PLANNING IN THE FACE OF URGENCY"

"PLANNING IN THE FACE OF URGENCY"
"PLANNING IN THE FACE OF URGENCY" ©

Aufzeichnung der Keynote von Jennifer Gerend

Ideen aus der Alumni-Community

Zahlreiche Ideen für die Zukunft unserer Städte kommen aus der Alumni-Community. Das hat die diesjährige Community Challenge gezeigt. Vier der Teams, die im Finale der Challenge vertreten waren, trafen sich während der Konferenz zu Vernetzungstreffen mit Interessierten. Vorab ging es in einer Panel-Diskussion um „Urban Storytelling: Reshaping our modern narratives“. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Planende, Politikerinnen und Politiker und die Bürgerinnen und Bürger von Städten zusammenarbeiten können, um nachhaltige Veränderungen auf den Weg zu bringen. Wer sind die Held:innen des Wandels und wie können ihre Geschichten verbreitet werden? Einfach ausgedrückt: Wie können wir bessere Stadtgeschichten erzählen?  

"Urban Storytelling: Reshaping our Modern Narratives"

"Urban Storytelling: Reshaping our Modern Narratives"
"Urban Storytelling: Reshaping our Modern Narratives" ©

Aufzeichnung der Podiumsdiskussion

Globale Perspektiven: Erfahrungen aus verschiedenen Kontinenten

Das diskutierten Forschende und Architekt:innen aus verschiedenen Kontinenten, die sehr unterschiedliche regionale Erfahrungen einbringen: Claudia Sanchez-Bajo aus Kanada beschäftigt sich mit Wohngenossenschaften in Europa und Südamerika, die ausprobieren, wie Menschen solidarisch und nachhaltig zusammenleben können. Pratyush Shankar aus Indien interessiert sich für historische und philosophische Traditionen städtischen Lebens, besonders in Südasien. Er will Wege aufzeigen, wie sich Menschen wieder mit der Natur verbinden können. Der aus Iran stammende Ata Chokhachian arbeitet an Möglichkeiten, Klimadaten auf die Mikroebene herunterzubrechen, damit Menschen ihren Alltag an Klimaveränderungen anpassen können. Als Beispiel nannte er Apps, die anzeigen, welche Fahrradrouten den meisten Schatten bieten. Omar Aboutaleb aus Ägypten hat sich darauf spezialisiert, öffentliche Räume in arabischen Städten lebenswerter zu gestalten. Oft nutzt er dafür einfachste Mittel, weil finanzielle Ressourcen fehlen. Mit Farbe kann man zum Beispiel auf versiegelten Flächen Räume markieren, die Kinder zum Spielen nutzen können. „Tactical urbanism” nennt sich das. 

Marginalisierte Gruppen einbeziehen

Die Erzählungen der Panelist:innen waren ermutigend und inspirierend und eine gute Vorbereitung für die Workshops des zweiten Konferenztages. Zwei Gruppen befassten sich mit besonderen Herausforderungen einer nachhaltigen Stadtplanung. Die Teilnehmenden des Workshops mit dem Titel „Co-creating sustainable and inclusive (digital) urban spaces” sprachen vor allem über Aspekte sozialer Nachhaltigkeit oder auch Inklusion, die bei der Planung häufig vernachlässigt werden. Marginalisierte Gruppen, etwa Menschen mit Handicaps, sollten stärker in den Mittelpunkt rücken, lautete das Fazit der Gruppe. Alles, was man für sie tue, komme schließlich der ganzen Gemeinschaft zugute. Auch bei der Digitalisierung städtischer Räume sollte darauf geachtet werden, dass Angebote für alle zugänglich und nutzbar sind. Hier gibt es derzeit noch große Defizite. 
 

Stadtplanung ohne Daten

Die zweite Arbeitsgruppe thematisierte die Schwierigkeit, nicht digitalisierte Gegenden im Globalen Süden in öffentliche Planungen einzubeziehen. „Data-driven co-desgin for equitable planning in urban rural communities”, lautete der Titel. Das Problem: Überall auf der Welt basiert Stadtplanung heute auf Datenanalysen. Doch marginalisierte städtische Gegenden im Globalen Süden sind häufig von der Digitalisierung abgeschnitten. Die Bedürfnisse und Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner werden folglich bei der Planung nicht berücksichtigt. Die Teilnehmenden diskutierten, ob und wie digitale Tools Grassroot-Communities helfen können, ihr Umfeld gesünder zu gestalten und mehr Lebensqualität zu gewinnen.  

Vernetzung für nachhaltige Städte

Das Interesse der Teilnehmenden, diese und andere Fragen zu vertiefen, war groß. Sie nutzten die Konferenz als Gelegenheit, sich zu vernetzen, um in anderen Kontexten an Lösungen für nachhaltige Städte weiterzuarbeiten. 

Kommentare

  • Ali Evren Eryıldız

    22.12.2023

    Architektur, Bauhaus Universitaet Weimar

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