Besser leben in der Stadt

SDG Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
Ein Fahrradfahrer fährt durch einen Stadtpark
© Getty Images/RyanJLane

Wie können wir unsere Städte nachhaltiger und lebenswerter für die Zukunft gestalten? Das war das Thema der diesjährigen Community-Challenge. Mehr als 60 Alumni und Alumni-Teams beteiligten sich mit innovativen und unternehmerischen Ideen, von denen die vierköpfige Jury acht für ein Pitching-Event auswählte. Darunter auch ein internationales Team, in dem Alumni aus Indien und Südafrika zusammenarbeiten. Bei dem Online-Event Ende September wurden die besten Projekte gekürt. Die drei Gewinner erhalten ein intensives Coaching, um die Umsetzung ihrer Ideen voranzubringen. 

Ein Push für das Sieger-Projekt

Challenge-Sieger Asad Karišik aus Bosnien-Herzegowina ist überzeugt, dass das Coaching seiner Idee einen Push geben wird. Seine Vision: Eine durch KI gestützte Plattform, die den öffentlichen Nahverkehr einer Stadt mit Mikromobilitätsangeboten wie E-Scootern verknüpft und so Autofahrende zum Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel motiviert. „Ich bin sehr glücklich, dass die Jury das Potenzial dieses Projekts erkannt hat“, freut er sich.  

Der 49-jährige Ingenieur für Logistik hat 2006 in Deutschland eine Weiterbildung zum Projektmanager für regionale Wirtschaftsentwicklung bei der Gesellschaft für Internationale Weiterbildung und Entwicklung (Inwent) absolviert und sitzt derzeit an einer Doktorarbeit. Das Coaching will er nutzen, um einen Business-Plan aufzustellen und sich damit an potenzielle Investoren zu wenden.  

Schädliche Emissionen und Stress durch Autoverkehr

Der Autoverkehr in Städten verursacht erhebliche klimaschädliche und gesundheitsschädliche Emissionen. Außerdem erzeugt er viel Stress, denn in dichtbesiedelten Gebieten müssen sich die Menschen Tag für Tag durch verstopfte Straßen zur Arbeit oder nach Hause quälen. Inzwischen leben mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung in Städten. Der Klimawandel wird ihre Lebensbedingungen verändern: es wird immer heißer und trockener, während gleichzeitig mehr extreme Wetterphänomene wie Überschwemmungen drohen.

Sechs Kategorien für nachhaltige Stadtprojekte

Wie also kann man Städte widerstandsfähiger machen und das Leben für alle Bewohnerinnen und Bewohner verbessern? Diese Frage stand im Zentrum der diesjährigen Community-Challenge. Die eingereichten Ideen wurden in sechs Kategorien unterteilt. Neben der Kategorie „Mobilität und Transport“ gehörten dazu „nachhaltige Landwirtschaft“, „Erneuerbare Energien und Energieeffizienz“, „grüne städtische Infrastruktur“, die „Stärkung von Zivilgesellschaft und soziale Inklusion“ sowie ein „nachhaltiges Abfallmanagement“.

Tipps von der Pitching-Coachin

Zu Beginn des Pitching-Events gab Pitching-Coachin Bianca Praetorius den teilnehmenden Teams und auch den Zuhörenden Tipps, wie sie ein Projekt erfolgreich präsentieren können. Eine ihrer zentralen Botschaften lautete: Eine gute Story reicht nicht, auch der „Business-Content“, wie sie es nannte, sei wichtig. „Es muss deutlich werden, welche wirtschaftlichen Chancen in dem Projekt stecken, sonst beißen Investoren nicht an.“ 

Ein Projekt auf der Zielgeraden

Abolade Esuola aus Nigeria hat das beherzigt. Er hat schon ein Unternehmen gegründet und will im nigerianischen Bundesstaat Oyo Biogasanlagen errichten, die Abfälle und Abwasser aus Schlachthöfen und von Tierzuchtbetrieben in Elektrizität und Dünger verwandeln. Ein potenzieller Investor, ein Unternehmen aus Dresden, steht schon bereit. Nun müssen noch die Behörden vor Ort überzeugt werden. „Ich bin optimistisch, dass das klappt, denn Biogasanlagen lösen mehrere Probleme auf einmal. Einerseits werden gesundheitsgefährdende Abfälle und Abwässer, die oft genug einfach in der Umwelt landen, weiterverarbeitet. Andererseits können wir Strom produzieren und so Energieengpässe reduzieren“, erklärt Abolade Esuola.  

Vorbild Deutschland

Die Idee zu seinem Projekt kam dem 50-jährigen Physiker in Deutschland. Zwischen 2014 und 2017 absolvierte er in Freiburg einen MBA International Management of Resources and Environment. „In dieser Zeit habe ich mehrere Biogasanlagen besichtigt und war von der Technologie beeindruckt. Mir war sofort klar, dass das auch für Nigeria eine gute Lösung sein könnte.“ 

E-Bikes für Frauen in Kampala

Die dritte Gewinnerin der diesjährigen Community-Challenge ist Christine Ssenteza aus Uganda. Die 39-Jährige möchte in Kampala, der Hauptstadt ihres Heimatlandes, ein E-Bike-Transportsystem aufbauen, das sich besonders an Frauen richtet. „Kampala wächst, es gibt viele Staus, die Luft ist schlecht. Darunter leiden alle, Frauen sind aber zusätzlich benachteiligt, weil sie im Gedränge um Plätze in den beliebten Sammeltaxis, den Matatus, meist den Kürzeren ziehen“, erklärt sie. Oft müssten Frauen stundenlange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Bestätigung durch die Challenge

E-Bikes würden Frauen unabhängiger machen – und ihnen zusätzlich die Möglichkeit geben, etwas zum Klimaschutz beizutragen, sagt Christine Ssenteza, die derzeit als Projektmanagerin bei einem Unternehmen für Erneuerbare Energien in ihrer Heimat arbeitet. Zwischen 2009 und 2011 hat sie ein MBA-Programm in Leipzig absolviert, das Managementfähigkeiten für Führungskräfte kleinerer Unternehmen vermittelt.  

Die Idee von Christine Ssenteza sieht vor, das E-Bike-Angebot mit einem Carbon-Credit-System zu verbinden. In einer App sollen Nutzerinnen und Nutzer Gutschriften für die bei ihren Fahrten eingesparten CO2-Emissionen erhalten und dafür mit Rabatten bei Projektpartnern belohnt werden. „Die Challenge hat mich bestärkt, dass ich auf dem richtigen Weg bin“, sagt Christine Ssenteza. Das gilt wohl für alle Teilnehmenden der Challenge. Selbst, wenn sie mit ihrem Pitch diesmal nicht ganz vorn gelandet sind.  

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