Nachhaltige Städte – den richtigen Studiengang finden

SDG Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
Dreispurige Straße, die in beide Richtungen als Fahrradstraße genutzt wird. Die Straße wird von Bäumen gesäumt.
© Getty Images/Orbon Alija

Knapp 30 Hochschulen in Deutschland bieten an, einige komplett in englischer Sprache. Nachhaltigkeitsthemen spielen darin eine große Rolle.

Zwei Drittel der Menschheit werden im Jahr 2050 nach Schätzungen der Vereinten Nationen in Städten leben. Die beschleunigte Urbanisierung vor allem in Asien und Afrika führt zu großen Herausforderungen für die Stadtplanung: Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum verschärft die soziale Ungleichheit, Wasser- und Luftverschmutzung nehmen zu und aufgrund des Klimawandels wachsen in vielen Städten die Gefahren durch Hitzewellen oder Überflutungen. Bei der des Alumniportals wurden deshalb innovative Ideen ausgezeichnet, um Städte nachhaltiger, gerechter und widerstandsfähiger zu machen.

Praxisnahe Studiengänge und internationale Kooperationen

Expertinnen und Experten für Stadt- und Regionalplanung – zusammenfassend auch „Raumplanung“ genannt – werden in Deutschland an knapp 30 Hochschulen ausgebildet. Nach Angaben der Bundesarchitektenkammer waren 2023 rund 6.300 Studierende im Bereich Raumplanung eingeschrieben, etwa 22 Prozent kamen aus dem Ausland. Einige englischsprachige Masterstudiengänge sind für internationale Studierende besonders attraktiv. Omar Aboutaleb steht kurz vor dem Abschluss seiner Masterarbeit in . Sein Thema: Die Neugestaltung des Dorfplatzes von Kladow im äußersten Westen Berlins. Vor und während der Arbeit an den Entwürfen tauschte sich der 27-jährige DAAD-Stipendiat intensiv mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern im Verein „Kladower Forum“ aus. „Unser Ziel ist es, das durch Straßen zerrissene Stadtgefüge wieder menschenfreundlich zu gestalten“, sagt Aboutaleb.

Nachhaltige Städte: Crashkurs Geographie (auf Englisch)

Nachhaltige Städte: Crashkurs Geographie (auf Englisch)
Nachhaltige Städte: Crashkurs Geographie (auf Englisch) ©

Seine ganzheitliche Entwicklungsstrategie sieht vor, den Dorfkern wieder mit der Havel zu verbinden. Auf dem Dorfplatz sollen anstelle der Parkplätze Sitzgelegenheiten und ein Außencafé entstehen, zudem soll dort künftig ein Wochenmarkt stattfinden können. Im nächsten Schritt sollen die Pläne allen Kladowern vorgestellt werden. Im November war Aboutaleb Teilnehmer der Podiumsdiskussion „Urban Storytelling“ im Rahmen der digitalen Konferenz des Alumniportals. „Ich glaube an die Wirkung von Bottom-up-Aktivismus“, sagt er. Dass die deutsche Politik Bürgerinnen und Bürger stärker an Planungsvorhaben beteiligen will, findet er richtig. Am Masterstudium in Berlin hat ihm besonders der Freiraum für eigenständiges Planen gefallen. „Und es war toll, dass das Programm einem viel Freiheit bei der Wahl der Kurse und Methoden lässt.“

Finanzierungsmöglichkeit: Förderung durch EPOS-Stipendien

Ein weiteres englischsprachiges Masterprogramm an der TU Berlin ist Urban Management. Der Studiengang solle zur Entwicklung sozial integrativer, nachhaltiger und sicherer Städte weltweit beitragen, sagt die Koordinatorin Dr. Bettina Hamann: „Urban Management beschäftigt sich mit den gegenwärtig drängendsten Herausforderungen städtischer Ballungsräume, zum Beispiel nachhaltige Mobilität, die Anpassung an den Klimawandel oder unsichere Grundbesitzverhältnisse beim ärmeren Teil der Stadtbevölkerung.“ Urban Management gehört zu drei „Entwicklungsbezogenen Postgraduiertenstudiengängen“ in Stadt- und Regionalplanung, für die Studierende aus Entwicklungs- und Schwellenländern die sogenannten erhalten können. Die anderen beiden sind „Integrated Urbanism and Sustainable Design“ der Universität Stuttgart und der Ain Shams University in Kairo sowie . Bei diesem Joint-Master-Programm, das bereits 1984 ins Leben gerufen wurde, verbringen die Studierenden das erste Jahr in Dortmund und das zweite an einer der fünf Partneruniversitäten in Ghana, Tansania, den Philippinen, Brasilien und Chile.

„Die Zusammenarbeit bei den SPRING-Doppelstudiengängen lief von Anfang an auf Augenhöhe, abseits der klassischen Nord-Süd-Hierarchien“, sagt Dr. Raffael Beier von der TU Dortmund. Bis heute haben rund 800 Studierende aus 76 Ländern das Programm absolviert. Sie arbeiten weltweit in Ministerien und Behörden, internationalen Organisationen und privaten Planungsbüros, viele in Führungspositionen.

Nachhaltigkeit als Leitprinzip

Mit 17 Lehrstühlen hat die TU Dortmund die größte eigenständige Planungsfakultät Europas. Nachhaltigkeit sei in allen Studiengängen der Fakultät fest verankert, sagt Beier: „Fast alle Kurse haben einen Bezug zu den .“ Das Spektrum reiche von Umweltmanagement und Klimaschutz über ökologische Baumaterialien bis zu sozialen Themen wie Wohnen, Landnutzung und Nachbarschaftsentwicklung.

Die EPOS-Stipendiatin Ramya Khare aus Neu-Delhi hat sich entschieden, ihr zweites Studienjahr in São Paulo zu verbringen. „Brasilien hat ähnliche Probleme wie Indien, etwa bei der Wohnsituation der armen Bevölkerung“, meint die 29-Jährige. Derzeit bereitet sie ihre Masterarbeit vor, in der sie soziale Unterschiede und historische Ursachen dafür innerhalb des größten Slums von São Paulo analysieren will. „Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mich an der TU Dortmund mit theoretischen Ansätzen zu beschäftigen“, erzählt sie. So spiegele sich die Idee der Gartenstadt beispielsweise in den heutigen Gated Communities im globalen Süden. Aber auch die Praxis spielt in ihrem Studium eine wichtige Rolle. So hat Ramya Khare zusammen mit anderen Studierenden ein Entwicklungskonzept für eine Region in Tansania erarbeitet. „Dabei habe ich viel gelernt“, sagt sie, „zum Beispiel, wie man Verhandlungen führt, in multikulturellen Teams zusammenarbeitet und Konflikte löst.“

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