Gefördert vom DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Auswärtigen Amtes (AA) © Getty Images Plus / kamisoka
Gefördert vom DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Auswärtigen Amtes (AA) © Getty Images Plus / kamisoka

EU-IDEEN-LAB DES ALUMNIVEREINS DAAD-FREUNDESKREIS e.V.

Demokratische Zivilgesellschaft unter Druck - Wenn Rechtspopulismus mächtig wird…

 „Wir holen uns unser Land zurück“, heißt einer der Schlachtrufe des modernen, europäischen Rechtspopulismus. Was und vor allem auch: wer ist damit gemeint? Rechtspopulisten träumen von einem sogenannten „Europa der Völker“, einer im Kern völkisch-rassistischen Konstruktion vermeintlich ethnisch homogener Völker und autoritär strukturierter Nationalstaaten. Alle, die dieser Idee in ihren Zielen, Ausdrucksformen und Lebensweisen entgegenstehen, geraten dann unter Druck, wenn Rechtspopulist*innen mächtig werden. Wie genau sieht dieser Druck aus? Wie unterscheidet er sich auf kommunaler und nationaler Ebene? Welche Strategien der Gegenwehr gibt es, was hat sich davon bewährt, was eher nicht?

Mit einem Fokus auf Deutschland, Österreich und Ungarn will das Ideen-Lab des Alumnivereins DAAD-Freundeskreis e.V. diese Fragen systematisch aufgreifen und an konkreten Beispielen diskutieren. Vor allem will es aber Antworten sammeln: Welche Handlungsmöglichkeiten hat die demokratische Zivilgesellschaft? Wie kann eine europäische Solidarität betroffener Akteure und Personen entwickelt und organisiert werden? 

Anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft (zweites Halbjahr 2020) organisiert der DAAD bis Frühjahr 2022 verschiedene Alumniaktivitäten, um die Ideen und Impulse seiner Alumni sichtbar zu machen und die Vernetzung und den Austausch der DAAD-Alumni aus Europa zu fördern. Weitere Informationen zur Reihe der EU-Ideen-Labs und der Alumniveranstaltung "Europa gestalten - Europa stärken: Ideen für Europa" finden Sie auf der .

Warum teilnehmen?

  • Inspirierende Vorträge und Podiumsdiskussionen besuchen, die neue Impulse für die Bewältigung aktueller europäischer Herausforderungen geben.
  • Gemeinsame Entwicklung von konkreten Ideen für die Zukunft Europas.
  • Interaktive Arbeit in Kleingruppen mit fachlicher Unterstützung von Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis.
  • Fach- und grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Vernetzung.
  • Fortsetzung der Vernetzung und Beteiligung über die Veranstaltung hinaus.
  • Individuelle Auswahl von einzelnen Veranstaltungsmodulen.

Wer kann teilnehmen?

Alumni und Freunde des DAAD sowie weitere Interessierte aus allen Theorie- und Praxisfeldern sind herzlich eingeladen, sich bei diesem Lab zu beteiligen. Es ist kein fachliches Vorwissen notwendig.

Video über das EU-Lab

Video über das EU-Lab
Video über das EU-Lab ©

Wie kann ich teilnehmen?

Die Veranstaltung findet digital statt und kann von überall aus besucht werden. Bei der Anmeldung können Sie sich genau für die Module entscheiden, die Sie persönlich interessieren. Nach Ihrer Anmeldung werden Sie schnellstmöglich per E-Mail informiert, ob Sie bei der Auswahl der Teilnehmer*innen berücksichtigt werden können. Anschließend bekommen Sie weitere Details für Ihre Teilnahme.

PROGRAMM

Die Veranstaltung wird moderiert von Britt Lorenzen. 

17. Juni 2022

18:00 - 20:30 Uhr - Get-Together mit Filmvorführung

18. Juni 2022

10:00 Uhr - Eröffnung des Workshops

10:15 Uhr - Eröffnungsvortrag: Demokratische Zivilgesellschaft unter Druck

In seinen zwei neuesten Studien nimmt der renommierte Gewaltforscher Abstand vom Begriff des Rechtspopulismus. Mit Blick auf internationale Entwicklungen sieht er Tendenzen der Radikalisierung und der Verschiebung von Strategien und Zielen von Rechtsaußen. Im Kern ginge es heute nicht mehr um die Kritik, sondern um die Beseitigung demokratischer Strukturen und Kulturen. Der Begriff des Populismus reiche ihm dafür nicht mehr aus. Deshalb führt er den Begriff des autoritären Nationalradikalismus ein. Er analysiert diese Verschiebungen mit Hilfe umfangreicher theoretischer Vorarbeiten und empirischer Erhebungen und bietet der Tagung damit ein gutes Arbeitsfundament zur kritischen Diskussion und konstruktiven Ausgestaltung. 

10:45 Uhr - Podiumsdiskussion: Rechtsextremismus, Rechtspopulismus, Druck und Gegendruck

12:30 Uhr - Pause

 

14:00 Uhr - Workshop Phase I: Antirassistische Arbeit an Schulen unter Druck

Das Netzwerk „Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage“ gehört mit fast 4000 teilnehmenden Schulen und zahlreichen Praxispartner*innen zu den größten antirassistischen Initiativen in Deutschland. Es wendet sich gegen alle Ideologien der Ungleichwertigkeit und setzt auf demokratisches und humanitäres Empowerment aller Beteiligten im Kontext Schule. Zahlreichen radikalisierten Gruppen und Personen ist dieses Engagement ein Ärgernis. Nicht nur, zuletzt aber sehr dominant, beschäftigen sich rechtspopulistische Parteien mit dem Netzwerk, dem Trägerverein und einzelnen Netzwerkteilen. Sie beschimpfen, beleidigen, kritisieren, machen verächtlich, fordern Mittelkürzungen und setzen auch Einzelpersonen für ihr Engagement konkret unter Druck. Eine erste Studie zeigt die dahinterstehenden Strategien auf, differenziert die Art und Weise der Angriffe und stellt Fragen ans Netzwerk, wie diesem Druck begegnet werden kann, wie Opfer geschützt und jene gestärkt werden können, die ins Fadenkreuz von Kritik und Angriffen geraten. Diese Fragen werden auch den Workshop beschäftigen.

16:00 Uhr - Pause

 

16:30 - 18:30 Uhr - Workshop Phase II: Hochschulen unter Druck – in Ungarn, den USA und darüber hinaus

Eine der zivilgesellschaftlichen Sphären, gegen die sich rechtspopulistische Ressentiments und Politiken besonders intensiv richten, sind die Universitäten und dort insbesondere gesellschaftskritische Ansätze aus Geistes- und Sozialwissenschaften. Damit spitzt der Rechtspopulismus etablierte konservative Diskurse zu, in denen diese Disziplinen einerseits als besonders unproduktiv, andererseits als weltfremde Elitendiskurse, die nichts mit den Problemen der einfachen Leute zu tun haben, abgetan werden. Der ungarische Fall, in dem die Regierung die Freiheit der Universitäten im Laufe ihrer Regierungszeit weitgehend ausgehebelt hat, ist ein besonders extremes Beispiel. Jedoch finden solche Angriffe in bislang geringerem Ausmaß auch in allen anderen Ländern statt – ein Beispiel sind zuerst in den USA entstandene Online-Plattformen zur „Meldung“ von Wissenschaftler*innen, die nicht ins rechte Weltbild passen. Im Falle zunehmender Macht der entsprechenden Parteien ist mit einer Intensivierung zu rechnen. In dieser Workshop Phase werden – zunächst am ungarischen Beispiel und dann darüber hinaus – sowohl die Ziele und Methoden der Angriffe als auch mögliche Gegenstrategien diskutiert.

19. Juni 2022

10:00 Uhr - Workshop Phase III: Institutionen der Zivilgesellschaft unter Druck – Kirchen und Gewerkschaften

Die zivilgesellschaftliche Sphäre ist durch Institutionen und Organisationen geprägt, die gesellschaftliche Interessen artikulieren und organisieren. Gerade wenn diese Organisationen universalistische und emanzipatorische Ziele vertreten, geraten sie in Konflikte mit den erstarkenden rechtspopulistischen Parteien – dies gilt für lokale Sportvereine und Stadtteilinitiativen ebenso wie für Großorganisationen wie Kirchen und Gewerkschaften. In dieser Workshopphase werden zunächst am Beispiel von Kirchen und Gewerkschaften und dann darüber hinaus, die bestehenden Erfahrungen solcher Angriffe und Umgangsformen mit denselben diskutiert.

12:00 Uhr - Pause

 

13:00 Uhr - Workshop Phase IV: Kultur und Medien unter Druck

Freie Medien und Kulturschaffende sind vielen Rechtspopulist*innen ein besonderes Ärgernis. Aus der Opposition fordern sie Auftrittsverbote und Mittelkürzungen oder zielen mit ihrem Framing von der vermeintlichen „Lügenpresse“ auf die Freiheit des Journalismus. Dort, wo Rechtspopulist*innen staatliche Macht erlangen, gehörten Kontrollversuche über freie Medien und liberale Kulturschaffende oft zu den ersten Maßnahmen ihres Handelns. Der Workshop zeichnet den Druck auf Medien und Kultur nach und fragt nach gemeinsamen, europäischen Antworten – im Kleinen wie im Großen. 

15:00 Uhr - Pause

 

15:15 - 18:00 Uhr - Ideen für Europa - Abschlussdiskussion und Ideenpriorisierung

* Die Veranstaltungssprache ist Deutsch. Kurzfristige Programmänderungen vorbehalten.

Team

VERANSTALTER und PARTNER

Der DAAD-Freundeskreis e.V. ist der größte fächer- und länderübergreifende Alumniverein des DAAD in Deutschland. In dem seit bereits 40 Jahren aktiven Verein haben sich ehemalige DAAD-Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie Freunde des DAAD zusammengeschlossen, die internationalen DAAD-Geförderten das Einleben in Deutschland erleichtern und ihnen Land und Leute näherbringen möchten. Die Mitglieder des Freundeskreises sind in Regionalgruppen an rund 40 Hochschulorten in Deutschland aktiv. Dort organisieren sie vielseitige Aktivitäten für Stipendiatinnen und Stipendiaten und schaffen Räume der Begegnung für aktuelle und ehemalige DAAD-Geförderte.

Die Eberhard Karls Universität Tübingen gehört mit ihrer mehr als 500-jährigen Geschichte zu den ältesten Universitäten Europas. Zahlreiche Geistesgrößen haben hier studiert und gewirkt, unter anderem Kepler, Hegel, Hölderlin und Schelling. Ihr „Genius loci“, lateinisch für „Geist des Ortes“, ist bis heute lebendig. Innovativ, interdisziplinär, international: Diese drei Worte zeigen in Kürze, was die Universität Tübingen auszeichnet. Exzellente Forschung und Lehre dienen in Tübingen dazu, Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft in einer globalisierten Gesellschaft zu finden. Dazu pflegt die Universität den Austausch mit Partnern in der ganzen Welt – mit anderen Hochschulen ebenso wie mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Vernetzung und Grenzüberschreitungen zwischen Fakultäten und Fächern sind die Grundpfeiler der Erfolgsstrategie der Universität Tübingen. Dass diese Strategie aufgeht, zeigt sich in sehr guten Positionierungen in internationalen Rankings. Die Universität Tübingen gehört zu den elf deutschen Universitäten, die als exzellent ausgezeichnet wurden.

Die Fachhochschule Dortmund wurde 1971 gegründet und ist mit rund 15.000 Studierenden und ca. 850 Mitarbeiter*innen eine der größten Fachhochschulen in Nordrhein-Westfalen. Die Hochschule zählt zu den zehn größten Fachhochschulen in Deutschland. Sie bietet 30 Bachelorstudiengänge und über 20 Masterstudiengänge in insgesamt acht Fachbereichen: Architektur, Design, Elektrotechnik, Informatik, Maschinenbau, Angewandte Sozialwissenschaften, Wirtschaft und Informationstechnik. Der interdisziplinäre Austausch wird auch am 2016 gegründeten Promotionskolleg der FH Dortmund (mit heute mehr als 150 Promovierenden) aktiv gelebt. Gesellschaftliche Verantwortung bildet nicht nur den Rahmen des Hochschulentwicklungsplans, der drei weitere Schwerpunkte setzt: Internationalisierung, Digitalisierung und Projektorientierung, sondern ist auch Thema in vielen am Kolleg verfolgten Promotionen. Dem Thema des EU-Ideen-Labs widmet sich an der Hochschule unter anderem der überregional bekannte jährliche Aktionstag “8 gegen 88”.

In dem von der Hans-Böckler-Stiftung an der Universität Tübingen eingerichteten Promotionskolleg „Rechtspopulistische Sozialpolitik und exkludierende Solidarität“ werden die sich im Rechtspopulismus ausdrückenden, von dieser Seite aber auch vorangetriebenen exkludierenden Solidaritäten in verschiedenen Bereichen der Sozialpolitik (soziale Sicherungssysteme, öffentliche Infrastruktur, Migration und Arbeitsmärkte, Geschlecht und Familie,...) untersucht, denn gesellschaftliche Solidaritäten sind eine für gegenwärtige Gesellschaften konstitutive Beziehungsform – und insbesondere für die Wohlfahrtsstaaten und der auf sie bezogenen Sozialpolitiken eine notwendige Grundlage.

Das Alumniportal Deutschland ist das Angebot Deutschlands zur Vernetzung und zum Wissensaustausch von Alumni, Unternehmen, Hochschulen und Organisationen. Das Alumniportal Deutschland bietet die Möglichkeit, weltweit mit Deutschland-Alumni sowie mit Unternehmen in Kontakt zu treten, um sich fachlich auszutauschen, eigene Kompetenzen zu erweitern und das Know-how anderer zu nutzen.