Soziale Medien: Rettungsanker für die Stellensuche

Soziale Medien sind für den beruflichen Erfolg unverzichtbar.
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Die weltweite Pandemie schränkt derzeit unsere Handlungsmöglichkeiten außerhalb der Online-Welt stark ein. Unter diesen Umständen sind digitale Profile nicht mehr bloß empfehlenswert, sondern ein notwendiger Rettungsanker für die Stellensuche und das Netzwerken.

In diesem Artikel fasse ich zusammen, welche wichtigen Aspekte Sie beim Erstellen Ihres digitalen Auftritts bedenken sollten, wenn Sie die oft eher auf mäßigende Zurückhaltung und Tradition bedachten, aber zugleich zukunftsorientierte Arbeitgeber in Deutschland ansprechen möchten.

Profilpflege mit System

Ganz gleich, in welcher Branche oder auf welchem Berufsfeld Sie tätig sind – Ihr Online-Profil sollten Sie in jedem Fall aktiv gestalten und pflegen, wenn Sie sich nicht ganz und gar den Algorithmen ausliefern möchten. Es gibt zahlreiche Plattformen, auf denen Sie sich präsentieren können, aber bevor Sie sich für eine davon entscheiden, sollten Sie sich Zeit nehmen und über Ihre Ziele nachdenken. Überlegen Sie sich ganz genau, wozu Ihr Social-Media-Auftritt dient und wer Sie auf Ihrer beruflichen Laufbahn begleiten soll. Sämtliche Inhalte und Beiträge sollten mindestens einer konkreten Zielstellung folgen und sich an wenigstens eine Zielgruppe wenden. Für Jobsuchende wären diese Zielgruppe meist Branchenkollegen oder potenzielle Arbeitgeber, und das Ziel würde dann lauten, sich als Expertin oder Experten für ein bestimmtes Thema zu positionieren und die eigene Arbeit auf diesem Gebiet vorzustellen.

Die richtige Plattform

Bevor Sie entscheiden, welche Plattform für Ihre derzeitigen Zwecke ideal ist, sollten Sie Folgendes bedenken: Sie müssen nicht auf allen Plattformen präsent sein. Vielmehr empfiehlt es sich, mit einer Plattform zu beginnen – welche das sein sollte, hängt von Ihren Zielen, Ihrer Zielgruppe und Ihrem bevorzugten Kommunikationsstil ab. Wenn Sie in Deutschland auf Stellensuche sind, rate ich zu einer Kombination aus sozialen Medien wie LinkedIn, Xing und dem Alumniportal (siehe Infokasten unten). Allerdings sollten Sie auch in Erwägung ziehen, möglichst bald eine eigene Website zu erstellen. Vor der endgültigen Wahl sollten Sie sich eine Zeit lang mit den für Sie infrage kommenden sozialen Netzwerken beschäftigen, um die feinen Unterschiede kennenzulernen. Sehen Sie sich an, wer aus Ihrer Branche auf der Plattform vertreten ist und wer nicht und wie dort Gespräche zustande kommen und moderiert werden.

Most Popular Social Media Platforms 1997 - 2020

Most Popular Social Media Platforms 1997 - 2020
Most Popular Social Media Platforms 1997 - 2020 ©

Der harmonische Dreiklang des persönlichen Branding

Beim Gestalten Ihres Online-Profils sollten Sie mit Bedacht vorgehen. Schließlich sagt Ihr digitaler Auftritt – ebenso wie klassische Bewerbungsunterlagen – viel über Sie und Ihren Arbeitsansatz aus. Vor allem drei Eigenschaften bilden dabei gleichsam den harmonischen Dreiklang des persönlichen Branding: Bescheidenheit, Einheitlichkeit und Authentizität.

Bescheidenheit: Wer meint, seinen Lebenslauf mit blumigen Formulierungen und überhöhter Selbstdarstellung aufmotzen zu müssen, schadet sich damit langfristig nur selbst. Gerade Recruiter und Personalchefs, die tagtäglich viele potenzielle Bewerberinnen und Bewerber unter die Lupe nehmen, erkennen solche Übertreibungen sofort. Mein Rat an Sie lautet daher, in Ihr Profil nur solche Kompetenzen und Fähigkeiten aufzunehmen, in denen Sie mindestens fortgeschrittene Anfängerkenntnisse oder ein mittleres Niveau erreicht haben. Überlegen Sie sich für jede dieser Kompetenzen, ob Sie in der Lage wären, im Vorstellungsgespräch eine einfache Aufgabe dazu zu lösen. Könnte ich ein kurzes Gespräch führen, wenn mich mein Gegenüber auf Spanisch anspricht? Reichen meine HTML- und CSS-Kenntnisse aus, wenn ich im Bewerbungsgespräch gebeten werde, den Quellcode der Firmen-Website zu bearbeiten?

Einheitlichkeit: Einheitlichkeit ist für Profile wie Beiträge gleichermaßen wichtig. Achten Sie darauf, dass alle Ihre Profile – Ihre privaten eingeschlossen – mit Ihrem digitalen und persönlichen Auftreten übereinstimmen. Des Weiteren sollten Sie vermeiden, querbeet Beiträge zu allen möglichen Themen zu posten, da sie sonst Gefahr laufen, Ihre Zielgruppen zu verfehlen. Auch wenn Sie vielfältige Interessen haben, schreiben Sie in erster Linie für bestimmte Personenkreise, die einen organisierten, thematisch konsistenten Content-Fluss von Ihnen erwarten.

Authentizität: Präsentieren Sie sich online als dieselbe Person, die Sie auch im echten Leben sind. Authentizität ist ein komplexes Gemenge aus allen bereits angesprochenen Aspekten und lässt sich nicht ohne Weiteres in einem Lehrsatz zusammenfassen. Wichtig ist, dass Sie die Gestaltung Ihrer Profile, die veröffentlichten Angaben zu Ihrer Person und die von Ihnen erstellten Beiträge voll vertreten können. Behalten Sie außerdem im Hinterkopf, dass es hier um die Nutzung sozialer Medien zu beruflichen Zwecken geht – dementsprechend sollten Sie klare Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem ziehen. Es mag sein, dass Sie gut Fußball spielen können, aber sofern Sie sich nicht gerade im Profisport verdingen, gehört ein Video Ihres letzten Fallrückziehers einfach nicht in Ihren beruflichen Webauftritt.

Definieren Sie Ihre Ziele und Zielgruppen und stimmen Sie alle Online-Profile auf die drei Prinzipien Bescheidenheit, Einheitlichkeit und Authentizität ab – so entstehen professionelle, vorzeigbare Social-Media-Auftritte, die Sie bei der Stellensuche voranbringen können.

Social Networks’ Evolution – Wharton Prof. Lori Rosenkopf at Global Forum London

Social Networks’ Evolution – Wharton Prof. Lori Rosenkopf at Global Forum London
Social Networks’ Evolution – Wharton Prof. Lori Rosenkopf at Global Forum London ©

Überlegungen

  • Überprüfung: Überprüfen Sie Ihre Social-Media-Profile sorgfältig. Was sollte besser gelöscht werden? Wo muss aufgeräumt werden?
  • Strategie: Worauf zielen Sie mit Ihren persönlichen Online-Auftritten ab?
  • Zielgruppen: Überlegen Sie sich ein bis drei Zielgruppen. Warum sind Ihnen diese Zielgruppen wichtig?
  • Plattformen: Was sind die drei führenden Plattformen für Ihr Berufsfeld/Fachgebiet?
  • Beiträge: Zu welchen zwei oder drei Themen würden Sie Beiträge veröffentlichen, um Ihr berufliches Profil zu schärfen? Ein Brainstorming kann dabei helfen, passende Beitragsideen zu finden.
  • Spezialisierung: Auf welchem Fach- oder Themengebiet möchten Sie sich einen Namen machen? Aus welchen Gründen möchten Sie kontaktiert werden (Gelegenheiten zur Zusammenarbeit, Stellenangebote usw.)?

Weiterführende Links

Netzwerken als Teil der beruflichen DNA

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