Erinnerungsreise für Alumni: 360-Grad-Tour der TU Berlin

© Felix Noak

Seine Bühne ist der Weltraum: Cem Avsar hat in Berlin Luft- und Raumfahrt studiert, ist Science-Slammer, betreibt eine eigene Firma und nutzt seine Erfahrung und seine Talente, um internationale Studierende an der TU-Berlin zu beraten.

Auf dem Dach des Instituts für Luft- und Raumfahrttechnik der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) hat man einen sagenhaften Blick über Berlin. Als Cem Avsar noch studierte, hat er sich manchmal seine Gitarre geschnappt, dort oben Musik gemacht und den Sonnenuntergang genossen. „Dabei konnte ich wunderbar abschalten“, sagt der heute 37-Jährige. Das Dach ist sein absoluter Lieblingsort an der Berliner TU. In einem , das sich an internationale Alumni der Hochschule richtet, stellt Cem Avsar auch andere Orte auf dem Campus der TU vor, an die sich ehemalige Studierende gern erinnern: Das große Audimax, die Bibliothek oder das architektonisch interessante Mathematik-Gebäude beispielsweise. Die TU hatte zuvor eine Online-Umfrage unter internationalen Alumni  gestartet – und das Ergebnis genutzt, um das englischsprachige Video mit Cem Avsar zu produzieren. Das Besondere: Der Film hat eine 360-Grad-Optik. Auf diese Weise können die Alumni richtig eintauchen in ihre nostalgischen Sehnsuchtsorte an der TU.

Cem Avsar nimmt die Zuschauer auch mit in den Missions-Kontrollraum des Instituts für Luft- und Raumfahrt. „Von hier aus werden die Satelliten der TU gesteuert“, erklärt Avsar im Video, „insgesamt 27 wurden hier bisher entwickelt und ins All gebracht“. Er selbst hat während seines Studiums nicht nur auf dem Dach, sondern auch in dem Kontrollraum viel Zeit verbracht – und er tut es noch, denn Cem Avsar ist heute wissenschaftlicher Koordinator des Masterstudiengangs Space Engineering an der TU.

Nach seinem Abschluss 2010 war er zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Raumfahrttechnik der TU Berlin. 2016 gründete er eine eigene Firma, „beSpace“, die in einer Public-Private-Partnership den Studiengang Space Engineering organisiert. „Wir arbeiten sehr praxisorientiert und unterstützen die Studierenden bei ihrer ganz persönlichen Entwicklung“, erklärt er. Viele der Studierende des Studiengangs kommen aus dem Ausland. In individuellen Gesprächen beraten Avsar und seine MitarbeiterInnen sie beim Studium, und helfen ihnen, Praktika oder Jobs zu finden.

Ansprache auf Youtube mit Erfolg

Weil im Laufe der Jahre immer wieder ähnliche Fragen bei seinen Studierenden aufkamen, hat Avsar einen eigenen gestartet, wo er Fragen beantwortet und Tipps gibt. Mit Erfolg: 60 Prozent seiner Studierenden arbeiten schon während des Studiums nebenher für Unternehmen der Luft- und Raumfahrttechnik und viele TU-Alumni finden danach einen Job in Berlin oder Brandenburg. „Die Region hat inzwischen eine richtig tolle Raumfahrtszene“, sagt Avsar.

Beim alljährlichen Science-Slam der TU war Cem Avsar ebenfalls schon dabei. Eines seiner Themen: „Wie baut man einen Mars-Rover in 200 Tagen?“. Gar nicht, lautet die Antwort, die Avsar belegt, indem er mit viel Witz und Selbstironie präsentiert, wie er mit dem Versuch, einen Roboter für einen Wettbewerb zu bauen, grandios scheiterte. „Ich stand schon als Schüler gern auf der Bühne, habe an der Schule Theater gespielt und Musik gemacht“, sagt er. Dass sich dieses Talent mit einem Job in der Raumfahrttechnik vereinbaren lässt, hätte er sich damals allerdings nicht träumen lassen.

Zur Raumfahrt kam Cem Avsar, der in Berlin aufgewachsen ist, eher zufällig. Auch Astronaut wollte er nie werden. „Ich hatte eigentlich vor, Vermessungswesen zu studieren. Doch als ich mich einschreiben wollte, gab es den Studiengang an der TU nicht mehr.“ Kurzerhand entschied er sich für Verkehrswesen – und half so schließlich, Satelliten in ferne Umlaufbahnen zu bringen.

Berlin soll sein Lebensmittelpunkt bleiben, den Winter möchte Cem Avsar künftig jedoch auch mal woanders verbringen, in Asien oder Südamerika vielleicht. „Wir erleben gerade, welches Potenzial Onlinearbeit hat. Das möchte ich für mich nutzen“, sagt er. Und wenn ihn Sehnsucht nach Deutschland packen sollte, kann er sich auf Youtube sein eigenes Video ansehen.

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