Mit Comics Deutsch lernen
- 2021-12-14
- Gabriel Kombassere
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Parallel zu seiner Arbeit bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit ist Ib Zongo auch in der Comicszene sehr aktiv. Im Interview lässt er uns in seine Comicwelt eintauchen und erzählt uns, wie seine Geschichten zum Deutschlehrprozess in Afrika beitragen.
Herr Zongo, Sie sind bereits seit 13 Jahren in der Comicszene aktiv. Wie sind Sie damals gestartet und worum geht es in Ihren Büchern?
Mein erstes Buch heißt „Etudiant Yako“. Darin geht es um einen jungen Afrikaner, der trotz sozialer Schwierigkeiten, trotz struktureller Probleme versucht, sein Studium zu Ende zu bringen – und damit letztlich auch erfolgreich ist. Im Kern geht es also um soziale Schwierigkeiten von Studentinnen und Studenten in Westafrika.
An wen richten Sie sich vor allem mit Ihren Comics?
Ich schreibe über ganz viele Themen. Neben dem Leben der Studentinnen und Studenten geht es auch um Themen wie Migration, Radikalisierung, Interkulturalität, Meinungsfreiheit aber auch Themen wie Liebe oder die Suche nach dem Glück. Je nachdem, worüber ich schreibe, habe ich auch ein bestimmtes Publikum. Was aber immer gilt, ist: Ich mache Comics vor allem für junge Menschen in Afrika.
Ich schreibe und beschreibe Dinge, die ich sehe, die ich empfinde und bei denen ich glaube, dass sie auch im Alltag meiner Leserinnen und Leser eine Rolle spielen. Ich hoffe, dass ich mit meinen Comics die Leute anspreche und dass wir gemeinsam vielleicht sogar nach Lösungswegen suchen. Letztlich hoffe ich also, dass ich die Leserinnen und Leser dazu anrege, über die Themen in meinen Comics miteinander zu sprechen.
In manchen Comics möchte ich die Leser aber auch einfach zum Lachen bringen. Wer beispielsweise meinen Comic „Mayo“ liest und sich an seine eigene Zeit auf dem Campus erinnert, der wird sicher auch über einige Szenen lachen und sich darin wiederfinden. Humor ist ebenso wichtig wie die ernsten Dinge des Lebens.
Wie viele Bücher haben Sie bereits veröffentlicht?
In den letzten zehn Jahren habe ich insgesamt sechs Bücher veröffentlicht. Jeweils zwei im Rahmen einer Serie zum Thema Migration und zu „Etudiant Yako“ – jeweils ein weiteres im Rahmen der beiden Serien wird noch erscheinen. Und dann gibt es noch den Comic „Jahnheinz Jahn – eine kurze Biografie“. Darin geht es um einen deutschen Ethnologen und Intellektuellen, der sich mit afrikanischer Literatur beschäftigt hat und dem wir ein großes Archiv in Mainz verdanken. Ich habe zusammen mit der Uni Mainz seine Biografie in einen Comic umgewandelt. Ich richte mich also auch an Leserinnen und Leser, die Interesse an deutscher und afrikanischer Geschichte und Literatur haben. Momentan arbeite ich parallel noch an drei weiteren Comics.
Wie bringen Sie Ihre Bücher auf den Markt?
Ich würde sagen, das ist ganz schön schwierig. Wer sich für die Comicbranche entscheidet, muss natürlich einen ganz genauen Plan haben, wie er seine Werke veröffentlicht und an die Zielgruppe bringt. In meinem Fall werden die Comics meistens hier in Deutschland gedruckt und dann nach Westafrika verschifft oder geflogen. Sie werden dann an Buchhandlungen verkauft. Außerdem haben wir einen und auch eine , über die wir versuchen, die Comics zu vermarkten. Es braucht viel Energie und Mund-zu-Mund-Propaganda.
Wie kommen Sie mit Ihren Leserinnen und Lesern über Ihre Lieblingsthemen ins Gespräch?
Wir schauen, wo es Veranstaltungen rund um Bücher, Comics und das Lesen gibt. Beispielsweise gab es kürzlich im November in Burkina Faso eine Buchmesse. Das ist eine Veranstaltung, die alle zwei Jahre stattfindet. Ich bin zum ersten Mal dort gewesen und habe meine Werke vorgestellt. Ich habe mit Jugendlichen geredet und mit Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern, aber auch mit Studierenden, mit Schülerinnen und Schülern.
Welche Verbindung haben Sie zu Deutschland?
Zu Deutschland habe ich eine starke Verbindung: Beruflich hatte ich mit dem DAAD, dem Goethe-Institut und der Bundeswehr zu tun und seit knapp elf Jahren arbeite ich nun schon für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, die GIZ. Auch privat bin ich mit Deutschland eng verbunden: Meine Frau kommt aus Bonn und unsere Kinder sind auf beiden Kontinenten verwurzelt.
Geht es in Ihren Comics auch manchmal um Deutschland?
Ja, die meisten meiner Comics sind auch auf Deutsch erhältlich. Es gibt viele Szenen, die in Deutschland spielen und in denen es um das Leben von Afrikanern in Deutschland geht: Migration, Integration, die deutsche Bürokratie, interkulturelle Missverständnisse etc.
Schülerinnen und Schüler sowie Studierende in Westafrika nutzen Ihre Comics zum Deutschlernen. Wie kam es dazu?
Vor ein paar Jahren habe ich eine Anfrage vom Goethe-Institut bekommen. Es ging darum, Deutschlehrende mit Comics vertraut zu machen und ihnen zu zeigen, wie man Comics im Unterricht verwenden kann. Denn Lehrer verfügen oft über wenige Lehrmaterialien. Ich habe dann mit den Teilnehmenden das Medium Comic aus der didaktisch-pädagogischen Perspektive betrachtet. Wir haben an konkreten Themen gearbeitet: Umwelt, Essen und Trinken in Deutschland, Feste in Deutschland, Landeskunde usw. Ich habe im Rahmen dieses Workshops gezeigt, wie man mit sogenannten Catch Notes – also schnellen Zeichnungen – Wörter erklären und kontextualisieren kann.
Außerdem habe ich mit Schülerinnen und Schülern gearbeitet. Es ging darum, dass sie mittels Comics Deutsch lernen. Und da habe ich ebenfalls diese Themen verwendet: Umwelt, Politik, Essen und Trinken in Deutschland, Feste in Deutschland etc. Es ging auch um konkrete Situationen, wie etwa Fahrscheine zu kaufen oder eine Bestellung im Restaurant. Interessant war auch, die Kreativität der Schülerinnen und Schüler zu fördern, d.h. zu sehen, wie sie sich beispielsweise Konversationen überlegen und diese in die Sprechblasen schreiben. Das hat bei mir zu der Idee geführt, ein Lehrbuch für den afrikanischen Kontext zu entwickeln, das mit Comics arbeitet. Daran arbeite ich gerade.
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