„Das Stipendium war ein Meilenstein in meiner Karriere“

Porträtfoto von Tanka Nath Damala
© privat

In unserer neuen Serie „Spotlight: Alumni“ berichten Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen, welche Rolle ihre Förderung und der Aufenthalt in Deutschland bei ihrem persönlichen und beruflichen Werdegang gespielt hat. Dieses Mal erzählt Tanka Nath Dhamala, ein führender Wissenschaftler Nepals im Bereich Mathematik, wie Studien- und Forschungsaufenthalte seine Karriere in Gang brachten. Dabei war vor allem in Kinder- und Jugendtagen nicht abzusehen, dass Dhamala einmal einen solchen Weg bewältigen würde.

Der Wissenstransfer von Deutschland nach Nepal wurde vor allem durch die Unterstützung des DAAD sowie der Alexander von Humboldt-Stiftung möglich. Dafür bin ich extrem dankbar.

Tanka Nath Dhamala

In Reportagen aus fernen Ländern sieht man häufig Kinder, die für den Schulbesuch einen langen Fußweg quer durch menschenleere Landstriche auf sich nehmen müssen. So sah auch der Schulalltag von Tanka Nath Dhamala aus. Geboren in Nepal, in dem abgelegenen Dorf Kuntadevi im mittleren Osten Nepals, musste er für den Besuch der weiterführenden Schule jeden Tag kilometerweit laufen. Eine Stunde hin, eine Stunde zurück. Und da es im Ort kein elektrisches Licht gab, saß der junge Tanka im Schein eines Holzfeuers oder einer Öllampe in der Küche, um zu lernen. „Es war eine harte Zeit“, so Dhamala. Noch sehr viel härter wurde sie für ihn, als vor seinem Schulabschluss kurz hintereinander seine Eltern starben. Erst sein Vater, dann seine Mutter. Um sich über Wasser zu halten, unterrichtete er ein Jahr lang Schulkinder in einem benachbarten Dorf. Tanka war ein hochbegabter Jugendlicher. Ihm wurde bald klar, dass er für sein weiteres Fortkommen in die Hauptstadt Kathmandu müsse. „Ich war fünf Tage lang zu Fuß unterwegs, beseelt von dem Traum, in der Hauptstadt eine höhere Ausbildung zu absolvieren“, sagt Dhamala. Er studierte Mathematik und machte zunächst seinen Bachelor- und dann seinen Masterabschluss. „Um mir das Studium zu finanzieren, erledigte ich kleine Jobs oder unterrichtete Studierende“, sagt Dhamala. In der Zeit hat er auch seine Frau Bhuwani geheiratet. Für den Vollwaisen ein wichtiger, privater Meilenstein. „Ohne ihre Unterstützung hätte ich wohl vieles nicht erreicht“, sagt er.

Seinen Master schloss er als Jahrgangsbester der gesamten Uni ab und erhielt von der der Tribhuvan Universität die Chancellor-Goldmedaille. 1990 fing er an, am Central Department of Mathematics zu lehren. „Es war eine großartige Chance, hier zu arbeiten“, sagt Dhamala.

Nach und nach wuchs in ihm der Wunsch, im Ausland weiter zu studieren. Genauer gesagt, in Deutschland, denn er hatte von nepalesischen Forschenden gehört, die dort ihre akademische Laufbahn in Gang brachten. „Ich war überglücklich, als mein Antrag 1994 vom angenommen wurde und ich Industriemathematik an der studieren konnte“, sagt Dhamala. „Das hat mir die Augen für die Bedeutung der Mathematik in der Industrie, aber auch in der Gesellschaft geöffnet.“

Einflussreiche Forschungsstipendien und wissenschaftliche Vernetzung

Vor allem die Idee der Modellierung in der Industrie habe ihn begeistert und auch sein mathematisches Denken nach und nach verändert. Seine Promotion an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zwischen 1999 und 2002 bezeichnet er heute „als Meilenstein in der Karriere auf dem Weg hin zur angewandten Mathematik“. Auch dieser Aufenthalt wurde vom DAAD gefördert. Für den weiteren beruflichen Werdegang war das für erfahrene Forschende der wichtig, welches ihn erneut an die RPTU brachte. gefolgt vom Anschließend förderte die Humboldt-Stiftung eine Institutspartnerschaft seiner Heimatuni mit der .

Im Zuge seiner Deutschlandaufenthalte konnte Dhamala wertvolle Kontakte zu deutschen Professorinnen und Professoren und Universitäten knüpfen, die er bis heute pflegt, darunter in Magdeburg, Kaiserslautern, Freiberg, München, Hannover, Karlsruhe, Berlin, Chemnitz, Passau. „Alle Verbindungen dienen dem Zweck wissenschaftlicher Gespräche und Zusammenarbeit. Dabei geht es um Forschungsbesuche, Seminare, Konferenzen sowie die Durchführung von Forschungsprojekten oder sind einfach Teil der wissenschaftlichen Vernetzung“, sagt Dhamala. Heute ist sein Hauptforschungsprogramm die Evakuierungsplanung unter Verwendung von Optimierungsmodellen.

„In Deutschland Fuß zu fassen, war fast wie ein Traum“

Für ihn sei die Vorstellung, in Deutschland Fuß zu fassen, fast ein Traum gewesen, völlig jenseits seiner Vorstellungskraft. Besonders schätzt der Nepalese die deutsche Einstellung zum Leben. Er versucht, sie zu übernehmen. „Ich habe das Gefühl, dass die Deutschen tun, was sie versprechen, und diejenigen unterstützen, die in Not sind“, sagt Dhamala.

Ebenfalls angetan haben es ihm die Pünktlichkeit, die Sauberkeit, die Organisationsstruktur sowie das Bildungs- und Transportsystem. „Und natürlich die Qualität und Kreativität des Mathematikunterrichts, den ich dort erhielt. Das alles bleibt mir unvergessen.“ Als eher anstrengend empfand er zu Beginn seiner Aufenthalte den Austausch mit den Deutschen, zumal seine Sprachkenntnisse zu Beginn sehr mager waren. Und vor allem das Suchen nach Unterkünften. Außerdem plagte ihn das Heimweh. „Ich habe die nepalesischen Feste und meine Familienmitglieder vermisst“, sagt Dhamala, der es heute genießt, im Kreise seiner Familie zu feiern. In Kathmandu, aber auch in Kuntadevi, seiner alten Heimat.

* Pflichtfeld