Wie Künstliche Intelligenz unsere Arbeitswelt verändert

Frau und KI-Roboter arbeiten zusammen am Schreibtisch.
© Getty Images/demaerre

Unternehmen wittern großes Einsparpotenzial, Mitarbeitende fürchten um ihren Arbeitsplatz. Der Einsatz Künstlicher Intelligenz ist in vielen Unternehmen bereits Usus. Er bringt Chancen und Herausforderungen mit sich. Womit zu rechnen ist.

Für Unternehmen ist der Einsatz eine riesige Chance, da sie eine Innovationstreiberin ist und mit ihr neue Märkte erschlossen werden können. Die Unternehmensberatung McKinsey geht davon aus, dass KI einen zusätzlichen Wert von um die 10 bis 20 Billionen Euro pro Jahr schaffen kann, das entspricht in etwa dem Drei- bis Fünffachen des deutschen Inlandsprodukts. Doch wie genau können Unternehmen, aber auch Mitarbeitende profitieren und wo sollten Sie besonders Acht geben?

Die Chancen

Effizienzsteigerung: Mit Hilfe von KI lassen sich Abläufe in vielen Arbeitsbereichen verbessern. Das reicht von der intelligenten Auswertung großer Datenmengen über die automatisierte Bearbeitung von Kundschaftsanfragen bis hin zu Qualitätskontrollen. Viele Verwaltungen nutzen inzwischen KI, um für den richtigen Vorgang das korrekte Formular auszuwählen.

Datenanalyse: KI kann große Datenmengen schnell und präzise analysieren, um relevante Muster zu identifizieren und daraus Erkenntnisse zu ziehen. So wird sie beispielsweise im Bereich Maschinenbau für die vorausschauende Wartung von Anlagen eingesetzt. Sie erkennt, wenn ein Personenaufzug droht, auszufallen. Die KI erkennt bereits kleinste Veränderungen der Bedienungszeiten. Im Bereich E-Commerce wird sie ebenfalls eingesetzt, um das Warensortiment anzupassen.

Kundenservice: Virtuelle Assistenzen und Chatbots verbessern die Verbindung zur Kundschaft, da sie schnell und präzise Antworten geben. Das ist beispielsweise bei Produktinformationen oder Bestellungen hilfreich. Ihr Einsatz spart den Unternehmen Personal und damit Geld und den Kundinnen und Kunden Zeit.

Onboarding internationaler Fachkräfte: Hier kann die KI bei der schnelleren Integration unterstützen. Übersetzungstools helfen, die Sprachbarriere zu überwinden und die Kommunikation im Team zu erleichtern. Zudem können Chatbots Fragen rund um Unternehmensrichtlinien, Arbeitsprozesse und kulturelle Besonderheiten beantworten. Auch E-Learning ist damit möglich. KI kann dazu Schulungsmodelle erstellen, die sich an die individuellen Fähigkeiten der internationalen Fachkräfte anpassen. Außerdem kann die KI die Onboarding-Formalitäten, zu denen beispielsweise Visa-Dokumente und Verträge gehören, bearbeiten.

Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt

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Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt ©

Die Herausforderungen

Arbeitsplatzverlust: Die Sorge, dass KI ein Jobkiller werden könnte, ist eher unbegründet. „Zahlreiche Studien zeigen, dass KI vermutlich eher zusätzliche Arbeitsplätze schafft und bestehende verändert, als diese zu vernichten. Gleichzeitig entstehen auch neue Berufsbilder“, sagt Larissa Mikolaschek, KI-Spezialistin und Head of Tech des Startups Sest-Digital. So braucht es nicht nur Software-Ingenieur:innen, also Expert:innen, die KI-Systeme trainieren und an die spezifischen Bedürfnisse von Unternehmen oder Branchen anpassen. Auch Tätigkeiten wie Prompt-Engineering, also das Formulieren der richtigen Eingabeaufforderungen an die KI für bestmögliche Ergebnisse, werden immer gefragter. Eine Job-Beschreibung, die es so vor wenigen Jahren noch gar nicht gab. Genauso wichtig sind Datenanalysten. „Mit zunehmender Bedeutung von Daten, werden Fachleute gebraucht, die Daten sammeln, analysieren und Modelle entwickeln, mit denen die KI-Systeme gefüttert werden“, so Mikolaschek weiter. 

Ethische Fragen: Durch den Einsatz von KI kann es bei der Verwendung von Daten zu Fehlinformationen, Plagiaten und Urheberrechtsverletzungen kommen. Deshalb soll es bald europaweite Regeln zum Einsatz von KI geben. „Das geplante Gesetz soll sicherstellen, dass KI-Systeme transparent, nachvollziehbar und nichtdiskriminierend sind. Auch Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit sind im Zusammenhang mit großen Sprachmodellen ein wichtiges Thema“, erklärt die Startup-Co-Gründerin. Es ist vorgesehen, KI-Systeme künftig in verschiedene Risikogruppen einzuteilen. „Je höher die potenziellen Gefahren einer Anwendung sind, desto höher sollen die Anforderungen sein“, sagt Mikolaschek. So solle KI, die eingesetzt wird, um menschliches Verhalten zu manipulieren oder zu überwachen, wie beispielsweise Gesichtserkennung, in Europa verboten werden. 

Veränderungen in der Arbeitskultur: Es braucht die Bereitschaft von Mitarbeitenden, sich auf den Wandel einzulassen. Gleichzeitig fürchten sich viele von ihnen vor dem gewaltigen Veränderungspotenzial. Das sollten Führungskräfte nicht unterschätzen. Laut der Studie „Work, workfore, workers“ des Beratungsunternehmens Accenture, wünschen sich sechs von zehn Befragten von ihren Arbeitgebern Klarheit darüber, was die Technologie für ihre berufliche Zukunft bedeutet. „Nur wer die Mitarbeitenden in die anstehenden Veränderungen von Anfang an mit einbezieht, erreicht, dass das Misstrauen gegen die neue Technologie abgebaut wird. Schließlich ist Vertrauen der Schlüssel zur Akzeptanz Künstlicher Intelligenz. Das kann zum Beispiel auch durch Fortbildungsangebote und regelmäßige Workshops erreicht werden“, sagt Mikolaschek.

Ausblick

Wohin der Einsatz generativer KI in der Arbeitswelt führt, kann derzeit kaum jemand einschätzen. „Es kommt in der Arbeitswelt auch künftig darauf an, für jeden Job ein optimales Gesamtpaket zu entwickeln. Eines, das aus Mensch und Maschine besteht“, resümiert Larissa Mikolaschek.

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