Alumniportale weltweit: Ein internationaler Trend nimmt Fahrt auf

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© Getty Images/ozgurdonmaz

Rund um den Globus bemühen sich immer mehr Länder darum, in Kontakt mit den ausländischen Ehemaligen (Alumni und Alumnae) ihrer Hochschulen zu bleiben. Warum eigentlich?

Das British Council vergibt seit 2014 jedes Jahr einen Alumni-Award und würdigt damit besondere Leistungen von internationalen Alumni und Alumnae britischer Hochschulen. Die australische Regierung verabschiedete gerade eine Strategie zur internationalen Alumniarbeit und schickte im April 2016 mit „Global Alumni“ sein neues Web-Portal an den Start. Das US-Außenministerium unterhält seit einigen Jahren die Plattform „International Exchange Alumni“ mit über 100.000 Mitgliedern aus aller Welt. Frankreich ist seit 2014 mit „France Alumni“ dabei, die Niederlande seit 2009 mit „Holland Alumni” und dänische Alumni können seit Anfang 2016 das „Danida Alumni Network“ nutzen.

Das Alumniportal Deutschland wurde bereits 2008 gegründet und war somit international ein Vorreiter. Mit über 145.000 Mitgliedern ist das Portal nicht nur die älteste, sondern auch die größte Plattform ihrer Art. „Das Alumniportal Deutschland war eine wichtige Inspirations- und Informationsquelle für die Entwicklung des Holland-Alumni-Netzwerks“, sagt Noor Groenendijk, Projektleiterin bei EP-Nuffic, der niederländischen Organisation für internationale Zusammenarbeit in der Hochschulbildung. Auch Frankreich nutzte die deutsche Webseite als Best Practice. „Das deutsche Alumniportal hatte einen großen Einfluss auf uns, insbesondere was die Einbindung von Hochschulen, Institutionen und Firmen angeht“, so Mariana Lemos, Community Managerin bei France Alumni.

Alle Plattformen werden aus öffentlichen Mitteln finanziert. Aber was erhoffen sich die Regierungen vom Kontakt zu internationalen Alumni und Alumnae? Australiens Außenministerin Julie Bishop drückt es so aus: „Die australische Regierung will sich mit der Alumni-Community verbinden, sie mobilisieren und würdigen, um das Image Australiens weltweit zu fördern und unsere nationalen Interessen voranzubringen.“ Die niederländische Bildungsministerin Jet Bussemaker wird etwas konkreter. Alumni und Alumnae seien „wertvolle Botschafter für das niederländische Hochschulbildungssystem“, die dazu beitragen könnten, „die internationalen Ambitionen der niederländischen Industrie zu fördern“.

„Alumni können Initiatoren für Veränderung sein“

In Deutschland wird das Alumniportal vom Entwicklungsministerium finanziert und legt daher zusätzlich besonderen Wert auf positive Wirkungen in den Ländern selbst. „Das Portal ist nicht nur hilfreich für die individuelle Karriere, sondern hilft auch dabei, Wissensgemeinschaften aufzubauen und Problemlösungsstrategien für globale Probleme gemeinsam zu erarbeiten“, sagte schon im Jahr 2010 der damalige deutsche Entwicklungsminister. „In Entwicklungsländern und fragilen Kontexten können Alumni zu offeneren Gesellschaften beitragen, Wissen und Innovation in ihre Länder einbringen und Initiatoren für Veränderung sein“, betont auch Sabine Olthof, Leiterin des Alumniportal Deutschland.

Viele Akteurinnen und Akteure haben Interesse an den nationalen Initiativen:
erkennen mehr und mehr die Bedeutung von Alumniportalen für Marketing und Recruiting, denn viele deutsche Firmen produzieren oder erwirtschaften ihre Umsätze zunehmend im Ausland, wo sie dann qualifizierte Fachkräfte mit Deutschlanderfahrung suchen. Und neben Frauenquoten gibt es in deutschen Konzernen mittlerweile auch „Internationalisierungsquoten“: Die Globalisierung soll auch in den Führungsetagen gelebt werden, es finden sich jedoch nicht immer passende Bewerber. Und natürlich nutzen vor allem auch die Portale. Die haben für die Entwicklung ihrer Alumni-Beziehungen oft nur begrenzte Ressourcen an Zeit, Geld und Mitarbeitenden und profitieren davon, ihren Alumni und Alumnae attraktive, über die einzelne Hochschule hinausgehende Angebote machen zu können. Auch bauen sie mithilfe der Portale ihre internationale Bekanntschaft sowie Kooperationen auf und aus. 

Exklusivität statt Socializing

Während früher einen stärkeren „Drinks und Networking”-Anspruch an ihre Communities hatten, wollen sie jetzt in erster Linie gut informiert werden und sich beruflich weiterentwickeln. Das heben Caitlin Byrne und Gretchen Dobson, Expertinnen für internationale Bildung und Alumni-Beziehungen, in ihrem Blogpost für die International Education Associaton of Australia (IEAA) hervor. „Alumni wollen kein Socializing wie bei Facebook. Sie wollen exklusiven Zugang zu Informationen, Chancen und Events und sich zu einer exklusiven Community zugehörig fühlen, die stolz auf ihre Verbindung zum Land ist“, sagt Dobson.

Den viel umworbenen Userinnen und Usern muss neben den sozialen Tools daher einiges geboten werden, beispielsweise Webinare, Jobangebote oder Ausschreibungen für Stipendien. Entscheidend ist, wie gut ein Portal es schafft, die Bedürfnisse der Alumni und Alumnae mit seinem Angebot abzudecken, denn die Online-Zeit von Usern ist hart umkämpft und die Alumniportale müssen mit anderen Medien im Internet konkurrieren. „Die Portale müssen immer wieder neue Anreize liefern“, sagt Dobson.

Viele Zielgruppen, viele Länder, viele Perspektiven. Das alles bietet jede Menge Stoff für Diskussionen. Anfang Februar 2017 wird daher erstmals ein internationaler Workshop in Bonn stattfinden, bei dem sich die Betreiber mehrerer Länder-Portale treffen und über ihre Herausforderungen und Erfahrungen diskutieren.

„Die Kombination aus Online und Offline muss stimmen“

Die größte Herausforderung ist es wohl, die Alumni und Alumnae aktiv zu halten. „Das erfordert konstante Aufmerksamkeit und ausreichend Ressourcen“, sagt Noor Groenendijk. Und die Kombination aus Offline-Events und Online-Services müsse stimmen. Auch Mariana Lemos von France Alumni betont, wie wichtig reale Treffen sind. Das sei einer der Hauptgründe, warum Frankreich auf seinem Portal auch länderspezifische Seiten unterhält: Eine lokale Ansprache schafft mehr Vernetzung vor Ort, die wiederum den Online-Austausch stärke.

Das Alumniportal Deutschland hingegen arbeitet in rund 20 Ländern mit freien Mitarbeitern zusammen, die sich um die Betreuung der Mitglieder vor Ort kümmern. Sabine Olthof: „Alumniarbeit ist viel mehr als reine Kontakt- und Datenbankpflege. Es geht darum, mit den Alumni und Alumnae echte Partnerschaften aufzubauen. Dafür müssen wir uns immer wieder fragen: Tun wir das richtige, damit das gelingt?“

Internationaler Workshop in Bonn

Wen Sie Interesse an einer ausführlichen Dokumentation des internationalen Workshops der Alumniportale im Februar 2017 haben, setzen Sie sich gern mit uns in Verbindung.

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