Entrepreneurship als Studienfach: Gründen kann man lernen

Junge Entrepreneur:innen planen ein Projekt
© Getty Images/Lyndon Stratford

Eine gute Idee reicht selten aus, um daraus ein erfolgreiches Unternehmen zu machen. Gründer benötigen etwa auch kaufmännische und organisatorische Fähigkeiten. Erlernen können sie diese in Entrepreneurship-Studiengängen.

Als Unternehmensgründer kann man wirklich etwas bewegen“, sagt Karim Tarraf und schiebt ein sechseckiges Kästchen über den Tisch. Der gerade mal handtellergroße Sensor misst die Luftqualität und lässt sich problemlos überall im Stadtgebiet anbringen. Die Daten werden auf einer Plattform zusammengeführt und bilden auf einer Karte mit vielen kleinen roten Punkten ab, wo und zu welchen Uhrzeiten die Luft besonders belastet ist. So lassen sich genau dort gezielte Maßnahmen ergreifen, wo die Probleme am größten sind.

Das Thema Umweltschutz trieb den in Kairo geborenen Betriebswirt schon lange um. Erst fehlte ihm aber eine konkrete Geschäftsidee. „Die ist an der Uni entstanden“, erzählt der 29-Jährige, der an der Technischen Universität München (TUM) den Masterstudiengang Technologie- und Managementorientierte Betriebswirtschaftslehre mit Vertiefung Entrepreneurship & Innovation absolviert. In einem Praxisprojekt sollten die Teilnehmer ein konkretes Geschäftsmodell entwickeln, das brachte den Stein ins Rollen. „Das Umfeld und die Menschen, die man in so einem Studiengang trifft, waren für mich wichtig und inspirierend, da hat es bei mir geklickt“, stellt Karim Tarraf fest. Am Gründerzentrum der TUM hat er mit seinem interdisziplinär aufgestellten Team einen Prototypen für seine Idee entwickelt. Jetzt steht die Suche nach Investoren an.

Gründergeist und kaufmännisches Know-how

Was braucht es, um eine zündende Idee erfolgreich am Markt zu etablieren? Unternehmergeist alleine reicht nicht, eine solide kaufmännische oder betriebswirtschaftliche Ausbildung steht bei Investoren hoch im Kurs. Das akademische Angebot ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, immer mehr Hochschulen in Deutschland bieten neue, spezialisierte Gründerstudiengänge an. Nach Angaben des Förderkreises Gründungs-Forschung (FGF) ist die Zahl der Entrepreneurship-Professuren in Deutschland seit der Gründung des ersten Lehrstuhls im Jahr 1998 auf aktuell 135 gestiegen.

Bund und Länder fördern eine Kultur der Selbständigkeit und unterstützen Hochschulen darin, Studierende bereits früh zu einer Unternehmensgründung zu motivieren. In diesem Umfeld entstehen Studiengänge, die Studierende gezielt auf das Gründen vorbereiten. Das Angebot ist vielfältig und reicht vom Bachelorstudium für angehende Gründer über Masterstudiengänge mit der Spezialisierung auf Entrepreneurship bis hin zu MBA-Programmen für Teilnehmer mit mehrjähriger Berufserfahrung. Viele richten sich an Studierende der Betriebswirtschaftslehre (BWL), andere setzen einen technologischen Schwerpunkt und wenden sich an Ingenieure, Naturwissenschaftler oder Informatiker und vermitteln Wissen zur Ausgründung, zu Innovationsmanagement, Finanzplanung und Mitarbeiterführung.

Nähe zur Praxis

Allen Gründungsstudiengängen gemeinsam ist ein hoher Praxisanteil mit Modulen, in denen die Studierenden ihr theoretisches Wissen direkt umsetzen. „Wir haben alles über Bord geworfen, was für unsere Zielgruppe nicht wichtig ist“, erklärt Professor Armin Pfannenschwarz, Leiter des Bachelorstudiengangs Unternehmertum an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW). Das berufsbegleitende Studium richtet sich an Teilnehmende aus kleinen und mittleren Betrieben, die bereits gegründet haben oder auf die Nachfolge eines Unternehmens vorbereitet werden. „Meine eigene dramatische Erfahrung hat das Curriculum stark geprägt“, berichtet Lehrstuhlinhaber Pfannenschwarz. Nach dem BWL-Studium übernahm er die Leitung des Familienunternehmens – und war damit heillos überfordert. Die klassische Betriebswirtschaft sei viel zu theorielastig und bereite auf die Herausforderungen des unternehmerischen Handelns nur unzureichend vor, stellt er rückblickend fest. „In unsere Vorlesungen fließen ganz konkrete Fragen aus dem beruflichen Alltag der Studierenden ein“, erläutert er. „Was sie lernen, sollen sie direkt anwenden können.“

Für Lydia Mössner war diese Kombination ein großer Gewinn. Im Jahr 2014 hat sie den Studiengang an der DHBW in Karlsruhe erfolgreich abgeschlossen und betreibt mit zwei Geschäftspartnerinnen beziehungsweise -partnern den Online-Shop „Path in Me“. In Kooperation mit Künstlerinnen und Künstlern bieten die Firmengründerinnen und -gründer umweltfreundlich produzierte T-Shirts mit individuellen Motiven an. „Wir haben darin eine Lücke gesehen, wie wir sehr schöne Sachen machen können und zugleich unseren Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt leisten“, erklärt die 28-Jährige. Die Wirtschaftswissenschaftlerin kam eigentlich mit einer anderen Idee an die Hochschule, doch der Traum platzte. Eine Marktanalyse, die sie im Rahmen des Studiengangs machte, zeigte das schnell. „Ich hatte am Anfang keine Werkzeuge, um mir ein realistisches Bild zu machen“, sagt die Gründerin. Neben Fachwissen und Methoden war für sie vor allem das Netzwerk wichtig. „In so einem Studiengang kommen Menschen zusammen, die alle in dieselbe Richtung wollen“, stellt sie fest. „Von den Erfahrungen der anderen und von dem Austausch habe ich enorm profitiert.“ Davon zeugt auch der Erfolg ihres Online-Shops. Die T-Shirts der Gründerin sind beliebt – vor allem bei Musikbands kommen sie sehr gut an. 

Quelle

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Text: , Gunda Achterhold

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