Navigationsbereich

„Exzellenzzentren in Forschung und Lehre“ des DAAD: Vier Erfolgsgeschichten

Zu Gast am CEMarin in Kolumbien: Außenminister Steinmeier (Mitte) besuchte Santa Marta im Februar 2015
Zu Gast am CEMarin in Kolumbien: Außenminister Steinmeier (Mitte) besuchte Santa Marta im Februar 2015 © CEMarin

Interdisziplinäre Spitzenforschung und die Ausbildung der Wissenschaftler von morgen verbindet die vier vom DAAD geförderten Exzellenzzentren in Chile, Kolumbien, Russland und Thailand über alle Ländergrenzen hinweg.

Sie vernetzen seit fünf Jahren Hunderte exzellente internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der deutschen Forschung und bilden akademischen Nachwuchs auf höchstem Niveau aus – die vier „Exzellenzzentren in Forschung und Lehre“ in Chile, Kolumbien, Russland und Thailand. Seit 2009 werden sie vom DAAD aus Mitteln des Auswärtigen Amtes unterstützt. Und weil alle vier so vielversprechende Arbeit leisten, erhalten sie für den weiteren Aufbau eine Anschlussförderung bis 2019.

„Wissenschaftliche Arbeit erfordert heute den engen Austausch mit Kollegen aus verschiedenen Ländern – die Kenntnis ihrer Arbeit und ihr Feedback gewährleisten eine hohe Qualität in der Forschung“, sagt der Kolumbianer Juan Sebastián Celis. Er möchte dort arbeiten, wo Wissenschaft etwas bewirken kann, und als Doktorand am Center of Excellence in Marine Sciences (CEMarin) in Santa Marta, Kolumbien, ist er genau richtig. Am CEMarin werden komplexe Probleme der Meeresforschung, die zum Beispiel mit dem Klimawandel zusammenhängen, über Länder- und Fächergrenzen hinweg erforscht. Welches Potenzial in dieser Arbeit steckt, davon überzeugte sich sogar Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier im Februar 2015 bei einem Besuch im CEMarin im Norden Kolumbiens.

„Kaum eine wissenschaftliche Frage lässt sich von einem Fach allein lösen“

Sechs kolumbianische Universitäten, die Justus-Liebig-Universität Gießen, die kolumbianische Ozeankommission und das Meeresforschungsinstitut INVEMAR zählen zum Kern der im CEMarin kooperierenden wissenschaftlichen Einrichtungen. Neben der Spitzenforschung liegt ihnen vor allem eines am Herzen: die Ausbildung der Experten von morgen. Jedes Jahr werden im Doktorandenprogramm des Exzellenzzentrums bis zu 14 Nachwuchsforscher aufgenommen und bestens für die internationale Zusammenarbeit ausgebildet – ein gutes Fundament für Aufgaben von weltweitem Interesse.

Die klugen jungen Köpfe stehen auch im Mittelpunkt am German-Russian Interdisciplinary Science Center (G-RISC) in Sankt Petersburg, aufgebaut von der Freien Universität Berlin und der Universität Sankt Petersburg. Auch hier arbeiten die Wissenschaftler an Kernfragen der Klimaforschung: Sie wollen zum Beispiel die Erwärmungs- und Interaktionsprozesse zwischen Luftschichten erforschen – in gemischten Teams mit Experten der Mathematik, Physik, Geophysik oder Physikalischen Chemie. Den in Russland und Deutschland in naturwissenschaftlichen Kernfächern hervorragend ausgebildeten Studierenden müsse man heute die Übung im interdisziplinären und internationalen Dialog mitgeben, sagt Professor Eckart Rühl, wissenschaftlicher Koordinator des G-RISC von der FU Berlin. „Denn es gibt kaum eine bedeutende wissenschaftliche Fragestellung, die sich von einem Fach alleine angehen lässt.“ Mehr als 1.500 jungen Forschern zwischen Bachelorgrad und Promotion ermöglichte das Exzellenzzentrum seit 2009 schon den Austausch.

„Eine wissenschaftliche Institution der besonderen Art in Südostasien“

Ein anderes Land, andere Schwerpunkte: In Thailand setzen sich im German-Southeast Asian Center of Excellence for Public Policy and Good Governance (CPG) vernetzte Wissenschaftler für das Recht ein. Angesiedelt an der Thammasat-Universität in Bangkok, widmet sich das mit den deutschen Universitäten in Frankfurt am Main, Passau und Münster gegründete CPG der Bedeutung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten. „Das Interesse an der Gerechtigkeit als Wissenschaft ist in den letzten fünf Jahren seit Gründung des CPG erheblich gestiegen, und so ist das Exzellenzzentrum eine wissenschaftliche Institution der besonderen Art in Südostasien geworden“, betont der thailändische Jurist und frühere Diplomat Dr. Warawit Kanithasen. Er begleitet die Arbeit am CPG als Senior Research Fellow. Das Zentrum wirkt in die Region und auf internationaler Ebene. „Jura ist eine Anwendungswissenschaft“, sagt Henning Glaser, Direktor und Initiator des Zentrums und seit sieben Jahren Mitglied der Rechtsfakultät der Thammasat-Universität. Also arbeite das CPG mit allen Institutionen zusammen, die für Juristen relevant sind: mit Ministerien, Gerichten und der Polizei. Längst hat sich das Zentrum im Land sowie bei internationalen Organisationen und Diplomaten in der Region als exzellenter Ansprechpartner in Rechtsfragen einen Namen gemacht.

Alle vier Exzellenzzentren bündeln die Expertise auch mit Blick auf Probleme, die sich im Umfeld der Standorte stellen. Das Heidelberg Center Lateiname­rika (HCLA), das schon 2002 als Postgraduierten- und Weiterbildungszentrum der Universität Heidelberg mit der Pontificia Universidad Católica und der Universidad de Chile in Santiago de Chile gegründet wurde, hat daher ein vielfältiges Lehr- und Forschungsspektrum, in dem der Austausch gefördert wird – etwa in den Geo- und Umweltwissenschaften. Für den chilenischen Soziologen Tomás Usón, der 2014 am HCLA erfolgreich seinen Master im interdisziplinären Studiengang „Governance of Risks and Resources“ absolvierte, vermittelt das HCLA genau die richtigen Kompetenzen. „Deutschland bringt viel Erfahrung mit Umweltthemen hinein und durch die Zusammenarbeit mit den geografischen Instituten der chilenischen Partneruniversitäten werden neue Perspektiven für die Region entwickelt.“

Ende April 2015 trafen sich Mitglieder aller vier Exzellenzzentren an der Universität Gießen und diskutierten im Rahmen des Symposiums „Exzellenz durch Vernetzung – Internationale Hochschulkooperationen am Beispiel der Exzellenz- und Fachzentren“ das Geleistete, die Chancen, die Herausforderungen – und mögliche Zukunftsszenarien.

Quelle

Dieser Beitrag wurde urpsrünglich im  (Ausgabe 01/2015) veröffentlicht.
erzählt spannende Geschichten aus Wissenschaft, Kultur, Deutschland und dem DAAD-Alumni-Netzwerk.

Wir bemühen uns um eine gendersensible Sprache. Externe Texte entsprechen möglicherweise nicht unseren Konventionen für Formulierungen.

* Pflichtfeld