Käfer und Larven: Insekten als Proteinquelle der Zukunft?

SDG Ziel 2: Kein Hunger
Junger Mann isst Insekten auf einem Markt in Thailand
© GettyImages-Koldunova_Anna

Käfer, Grillen oder Larven werden seit Jahrtausenden in vielen Ländern der Welt verspeist. Heute betrachtet die Welternährungsorganisation FAO Insekten als „Nahrungsmittel der Zukunft“: Neben wertvollem Protein enthalten viele essbare Insekten auch Omega-3-Fettsäuren, B-Vitamine und Mineralstoffe. Vor allem wandeln sie pflanzliche Nahrung sehr viel effizienter in Protein um als Nutztiere: Um hundert Gramm Rindfleisch zu erzeugen, sind 2,4 Kilogramm Viehfutter und 2200 Liter Wasser notwendig. Hausgrillen bauen dagegen schon mit einem Zwölftel der Futter- und einem Zweitausendstel der Wassermenge hundert Gramm essbares Gewicht auf. Eine stärkere Nutzung von Insekten als Nahrungsquelle könnte laut FAO einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren.  Das käme auch dem Klimaschutz zugute, denn die Massentierhaltung verursacht rund 15 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen.

Insekten und die Welternährung: Beitrag zur Lösung der Hungerkrise

In der EU wurden seit 2021 Mehlwürmer, Wanderheuschrecken, Hausgrillen und zuletzt Getreideschimmelkäfer als Lebensmittel zugelassen. Menschen, die eine Allergie gegen Krustentiere haben, sollten keine Insekten essen. Davon abgesehen sind keine besonderen Risiken des Verzehrs bekannt. Für die Haltung und Verarbeitung von Insekten gelten in Europa und Deutschland genauso strenge Hygieneregeln wie für die von Schweinen, Rindern oder Geflügel.

Doch wer sich hierzulande eine frittierte Heuschrecke einverleibt, tut das meist nicht, um satt zu werden, sondern um Freunde zu beeindrucken. „Es ist noch ein weiter Weg, bis Insekten als normales Essen betrachtet werden statt als Challenge“, sagt die Entomologin Anjani Nayak, die an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) an Larven der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens) forscht. Zubereitungsformen, bei denen getrocknete und zermahlene Insekten in Mehl oder Nudelteig verarbeitet werden, könnten bei den Verbrauchern mehr Anklang finden als ganze Krabbeltiere. Mehr und mehr Start-ups stellen solche Produkte her. Sie sind bislang allerdings deutlich teurer als herkömmliche Lebensmittel.

Insekten als Futtermittel: Nachhaltige Alternative für Tierhaltung

Letztlich sei es gar nicht notwendig, dass alle Menschen auf Insektenkost umstiegen, meint Nayak: „Eine sehr gute Option ist auch, Insekten als Futter zu nutzen.“ Die protein- und fettreichen Insekten wären als Futtermittel eine umweltfreundliche Alternative zu Soja und ließen sich auch für die Fischzucht nutzen. Auch für Haustiere wäre Futter aus Insekten gut geeignet. Allein in Europa und den USA leben rund 360 Millionen Katzen und Hunde, die derzeit mit Produkten aus Massentierhaltung ernährt werden.

Ein weiterer Vorteil: Viele Insekten fressen landwirtschaftliche Nebenerzeugnisse wie beispielsweise Obstschalen oder Ölkuchen. Wenn diese organischen Abfälle in der Insektenzucht verwendet würden, müsste weniger Müll verbrannt oder deponiert werden. Anjani Nayak untersucht für ihre Doktorarbeit unter anderem, wie sich die Fliegenlarven im Labor entwickeln, wenn sie mit unterschiedlichen landwirtschaftlichen Nebenprodukten gefüttert werden. Die Schwarze Soldatenfliege gehört zu den wenigen Arten essbarer Insekten, mit denen sich die Biotechnologie bisher beschäftigt. Weltweit werden rund 2.000 Insektenarten von Menschen gegessen. Es gibt also noch viel Forschungsbedarf – und fast unbegrenzte Möglichkeiten für die Insektenküche.

Schauen Sie sich das Video-Interview mit Anjani Nayak an! (auf Englisch)

Schauen Sie sich das Video-Interview mit Anjani Nayak an! (auf Englisch)
Schauen Sie sich das Video-Interview mit Anjani Nayak an! (auf Englisch) ©

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