Die Bewerbungsstrategie variieren

Junger Mann sitzt in einem Café mit seinem Laptop und lacht
© Getty Images/Anchiy

Mit der Stellensuche ist es wie mit vielen anderen Dingen im Leben: Stellt sich der gewünschte Erfolg nicht ein, muss eine neue Strategie her. Haben Sie sich schon einmal gewundert, warum Ihre Bewerbungen nicht zum Erfolg führen? Vielleicht nutzen Sie ja immer wieder dieselbe Bewerbungsstrategie, dieselben Suchplattformen und dieselben Suchbegriffe. Falls dem so ist, sollten Sie Ihre Bewerbungsstrategie überarbeiten – und TASCALLAT anwenden.

Das Akronym TASCALLAT steht für ein System, das ich für Studierende und junge Berufseinsteigerinnen und -einsteiger verwende, die nach einer Arbeit in Deutschland suchen. Es kombiniert verschiedene Möglichkeiten, die eigene Bewerbungsstrategie zu diversifizieren. Auch Sie könnten womöglich besser und schneller ans Ziel kommen, wenn Sie Ihre Strategie um einen neuen Ansatz (oder auch zwei) ergänzen. Das Prinzip, das TASCALLAT zugrunde liegt, heißt Flexibilität. Die Jobsuche in einem fremden Land ist nicht einfach, insbesondere wenn Sie Ihre erste Vollzeitstelle anstreben.

Type – Art der Beschäftigung: Seien Sie offen für verschiedene Arten der Beschäftigung. Das können beispielsweise unterschiedliche Einstiegsszenarien (Programm für Auszubildende, Teilzeitstelle usw.) und/oder verschiedene Rollen sein, die nicht exakt Ihrer angestrebten Tätigkeit entsprechen, aber dieser ähneln. Diese Rollen können sich horizontal oder vertikal (z. B. Junior-Projektmanager statt Senior-Projektmanager) unterscheiden. 

Approach & Amount – Ansatz und Anzahl der Bewerbungen: Die meisten Bewerberinnen und Bewerber bewerben sich direkt auf eine offene Stelle. Ein alternativer Ansatz wäre, dass Sie jemand vorstellt. Haben Sie Kontakte in Unternehmen? Gehen Sie alle Möglichkeiten durch: Vielleicht kennen Sie jemanden, der bei einem globalen Unternehmen zwar nicht in Deutschland arbeitet, aber an einem Standort in Ihrem Heimatland. In quantitativer Hinsicht sollten Sie in Erwägung ziehen, weniger Bewerbungen zu versenden. Die meisten machen den Fehler, ihre Bewerbungen nach dem Gießkannenprinzip zu verteilen, d. h. sie verschicken viele Bewerbungen an viele Unternehmen in der Hoffnung, dass die Saat schon irgendwie aufgehen wird. Ich empfehle Ihnen hingegen, sich auf drei bis fünf Bewerbungen pro Woche zu konzentrieren.

Style – Stil: Manche Stellen werden nie offiziell ausgeschrieben. Um an solche versteckten Jobs heranzukommen, braucht man „Vitamin B“, also die richtigen Beziehungen. Das mag derzeit keine Option für Sie sein, weil Sie vielleicht noch nicht viele Kontakte in Deutschland haben, aber es gibt eine weitere Möglichkeit, die oft übersehen wird: Initiativbewerbungen. Initiativbewerbungen – auch Spontan- oder Blindbewerbungen genannt – richten sich an ein Unternehmen, obwohl dieses keine freie Stelle ausgeschrieben hat. Hier ist eine andere Herangehensweise gefragt: Um zu überzeugen, müssen Sie Ihre

Alleinstellungsmerkmale aufzeigen, ohne sich auf eine konkrete Stellenbeschreibung beziehen zu können. Gerade für internationale Studierende mit geringen Deutschkenntnissen ist dieser Ansatz durchaus vielversprechend, wenn die Bewerbung gut gemacht ist. (Zur Erinnerung: Vergessen Sie das Gießkannenprinzip – es zählt Qualität, nicht Quantität.) Reagieren Sie also nicht nur auf Stellenanzeigen, sondern senden Sie auch ein oder zwei Initiativbewerbungen.

Company Size – Unternehmensgröße: Internationale Studierende fassen meist große, multinationale Konzerne ins Auge, wie sie etwa im DAX zu finden sind, weil sie sich dort bessere Chancen auf rein englischsprachige Jobs ausrechnen. Doch gerade solche Arbeitgeber sind heiß begehrt – internationale Studierende konkurrieren hier mit deutschen Spitzentalenten, die in der Regel Deutsch und Englisch, oft sogar noch eine weitere Sprache fließend beherrschen. Überlegen Sie sich daher gut, ob eine Bewerbung bei einem Großkonzern wirklich sinnvoll ist. Falls ja, sollten Sie es versuchen, aber falls nicht, empfehle ich Ihnen, sich auf kleinere und mittlere Unternehmen in Deutschland zu konzentrieren.

Location – Ort: Damit leite ich zur nächsten Frage über: Groß- oder Kleinstadt? Frankfurt, München oder Berlin sind aus vielen Gründen attraktiv. Das gilt jedoch nicht nur für Sie. Viele Deutsche, Europäer und Menschen aus aller Welt wollen in einer der großen Metropolregionen Deutschlands leben und arbeiten. Die Folge ist ein harter Wettbewerb, insbesondere bei englischsprachigen Stellenangeboten für Einsteiger. Selbst wenn man den Zuschlag erhält, spielen manche Unternehmen ihren Standortvorteil aus und bieten eine geringere Entlohnung als normalerweise üblich.

Language – Sprache: Diese Hinweise gelten sowohl für deutsch- als auch für englischsprachige Positionen. Falls Sie kein Deutsch sprechen, sollten Sie sich allerdings dreimal überlegen, ob Sie sich wirklich auf eine deutschsprachige Stellenanzeige bewerben wollen. Setzen Sie sich gründlich mit der Stellenbeschreibung, dem Unternehmen und dessen Anforderungen auseinander und finden Sie heraus, ob das Unternehmen auch für rein englischsprachige Kandidaten offen wäre. Ein Anhaltspunkt dafür können LinkedIn- oder Xing-Profile von Mitarbeitern des Unternehmens sein. Mit Blick auf meine obigen Ausführungen zu Ort und Vergütung sollten Sie immer im Hinterkopf behalten, dass jobtaugliche Deutschkenntnisse nicht nur Ihre Einstellungschancen verbessern, sondern auch Ihre Gehaltsaussichten. Kurz gesagt: Deutschkenntnisse zahlen sich aus.

Anchor – Unternehmensprofil: Die meisten Menschen suchen online nach freien Stellen. Im Mittelpunkt steht für sie dabei die Arbeit, nicht der Arbeitgeber. Allerdings sollten Sie sich auch Gedanken darüber machen, für welche Art von Unternehmen Sie gerne arbeiten würden. Mein Tipp: Recherchieren Sie fünf bis fünfzehn Unternehmen, die für Sie infrage kämen, speichern Sie deren Karriere-Webseiten als Lesezeichen und besuchen Sie sie regelmäßig.

Timing – Zeitpunkt: Der richtige Zeitpunkt ist immer wichtig, in Pandemiezeiten sogar noch mehr als zuvor. Ich kenne sowohl deutsche als auch internationale Studierende, die zu Beginn der Coronakrise ihr Studium abgeschlossen und noch immer keinen Vollzeitjob gefunden haben. Meine goldene Timing-Regel lautet: Innerhalb der ersten sechs bis zwölf Monate nach Abschluss Ihres Studiums sollten Sie nach den Sternen greifen. Bewerben Sie sich also auf Ihre Traumstelle bei Ihrem Wunschunternehmen an einem Ort, an dem Sie gern leben möchten. Spätestens nach einem Jahr sollten Sie Ihre Bewerbungsstrategie so weit wie möglich diversifizieren und jede Chance ergreifen, die sich Ihnen bietet. Eine Lücke von mehr als zwölf Monaten ist gefährlich und muss irgendwie gefüllt werden, vor allem aber ist es eine frustrierende Zeit- und Energieverschwendung.

Wenn Sie sich einige der TASCALLAT-Prinzipien zu Herzen nehmen, dürften Ihre Erfolgsaussichten steigen. Wie sagt ein Bonmot, das oft dem in Deutschland geborenen Physikgenie Albert Einstein zugeschrieben wird: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ Diesen Fehler sollten Sie unbedingt vermeiden. Setzen Sie lieber auf TASCALLAT.

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