Das deutsche Wissenschaftssystem

Frau in Kittel steht vor einem Regal mit Akten, daneben stehen wissenschaftliche Laborgeräte.
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Fünf Alumni, fünf Fragen: Frage 3

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Wissenschaftssystem und der Arbeit in Deutschland gemacht?

Germán Molpeceres

Eine Sache, die mich in Deutschland überraschte, war die Größe der Forschungsgruppen, wobei eine Gruppe oft mehrere Fachbereiche überspannt. Das halte ich für die wichtigste Qualität bei der Arbeit in Deutschland. Während meiner Zeit in Stuttgart arbeitete ich mit vielen verschiedenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammen und lernte bei jedem unserer Projekte etwas Neues. Ich konnte mein Wissen in Deutschland in viele Richtungen erweitern, was für die entscheidend war.

Darüber hinaus möchte ich auch auf die Infrastruktur eingehen, die mir zur Verfügung stand. Als ich in Stuttgart war, wurde meine Forschung durch nichts eingeschränkt außer durch den Faktor Zeit! Die technische Infrastruktur war erstklassig und hat mir keine Grenzen gesetzt. Ich spreche zum Beispiel vom Hochleistungsrechenzentrum Baden-Württemberg, das ich ausgiebig nutzte und das alle meine Erwartungen übertraf. Darüber hinaus war mein Gehalt (oder ) ausgesprochen wettbewerbsfähig und ermöglichte mir ein angenehmes Leben, wodurch ich mich voll und ganz auf die Entwicklung meiner Wissenschaft konzentrieren und meinen Aufenthalt genießen konnte.

Pooja Dwivedi

Mein Forschungsaufenthalt eröffnete mir einige hervorragende Forschungsmöglichkeiten. Die ist Deutschlands erfolgreichste wissenschaftliche Organisation. Geförderte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wählen ihre eigenen Forschungsthemen, arbeiten unter erstklassigen Bedingungen und haben freie Hand bei der Auswahl ihrer Gastgeber:innen haben. Diese enorme Freiheit bei der Forschung geht Hand in Hand mit einem enormen Grad an Verantwortung und Eigentümerschaft. Die Humboldt-Stiftung möchte sicherstellen, dass das in Deutschland erworbene Know-how der jungen ausländischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht verloren geht: Herausragende Forschende erhalten nach der Rückkehr in ihre Herkunftsländer Unterstützung bei der Leitung einer Arbeitsgruppe, die von ihren Heimateinrichtungen hinreichend ausgestattet wird.

Die Forschung in Deutschland bietet eine einzigartige Mischung aus Grundlagenforschung mit einer sehr translatorischen Facette und einem anregenden Umfeld für einen fruchtbaren Austausch. Nach meiner Erfahrung mit der Arbeit mit führenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Abfall- und Kreislaufwirtschaft sehe ich mich, eine auf Forschung ausgelegte Laufbahn in der akademischen Welt verfolgen. Ich bin davon überzeugt, dass mir die Erfahrung den nötigen Schwung gegeben hat, um mich auf einem Forschungsgebiet, das mich interessiert, zu entwickeln und zu entfalten. Meine Forschungserfahrung und überfachliche Ausbildung werden mich befähigen, die erwarteten Resultate zu erzielen. Ich hoffe wirklich, durch meine Arbeit einen bedeutsamen Beitrag zu leisten.

Die Interviewpartner:innen

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Patrick Opoku

Das ist einzigartig. Ich konnte feststellen, dass in Deutschland eine tief verwurzelte Tradition der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Industrie herrscht. Wissenschaftler:innen haben oft die Möglichkeit, sich mit Akteur:innen der Industrie auszutauschen, entweder im Rahmen von gemeinsamen Forschungsprojekten, eines Technologietransfers oder eines Industriepraktikums. Dadurch kann die Anwendung und Vermarktung von Forschungserkenntnissen erleichtert werden. Deutschland ist außerdem bekannt für den hohen Stellenwert, den es der Aufrechterhaltung einer gesunden einräumt. Wissenschaftler:innen haben oft Zugang zu flexiblen Arbeitszeiten, reichlich Urlaubstagen und Sozialleistungen. Das erlaubt es ihnen, ihre beruflichen Verpflichtungen mit ihrem persönlichen und Familienleben in Einklang zu bringen. Das Land legt Wert auf Diversität und bietet für internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einschließlich Förderprogramme und Unterstützung beim Erhalt eines Visums und einer Arbeitserlaubnis, was sehr bemerkenswert ist.

Rasha Hanafi

Ich bewundere, respektiere und bin auf ewig vernarrt in das deutsche Wissenschaftssystem wie auch das Arbeitsumfeld und -tempo. Mir gefiel die Routine der wöchentlichen Arbeitstage, die eine hohe Produktivität mit minimalen Ablenkungen ermöglichte und von spaßigen Wochenenden mit allerlei energiesteigernden Aktivitäten gefolgt war. Mir gefiel auch die Hingabe sämtlicher Kolleg:innen, qualitativ hochwertige Ergebnisse zu erzielen, wie auch ihre Bereitschaft, Witze zu machen, in den Pausen zu plaudern, zusammen wandern zu gehen...

Es gibt in deutschen Forschungsgruppen eine Hierarchie, in der ältere Doktorand:innen die Promovierenden unterstützen, welche wiederum die Masterstudierenden unterstützen, und das alles wird als selbstverständlich verstanden. Diese Gesinnung fördert die Leistung Aller, stärkt die Bindung zwischen sämtlichen Mitgliedern und schafft eine Fakultät, die sich qualitativ immer weiter verbessert und zahlenmäßig immer größer wird.

Olufemi Ernest Ojo

Die Arbeit in Deutschland half mir dabei, äußerst wertvolle Fähigkeiten zu entwickeln, die meine Karriere vorangebracht haben. Das Wissenschaftssystem war gut organisiert und fortschrittlich. Die Einrichtungen waren modern, funktional und wurden regelmäßig auf den neusten Stand gebracht. Der Sicherheit von Personen und Umwelt wurde ein hoher Stellenwert zugeschrieben. Es wurden keinerlei Kompromisse bei den Standardverfahren eingegangen. Die Rollen der Kolleg:innen, die am selben Projekt arbeiteten, waren klar verteilt. Die Teammitglieder waren stets hilfsbereit, wenn es schwierige Aufgaben zu bewältigen gab. Es gab auch immer wieder neue Entdeckungen. Auf manchen Gebieten gab es heftige Konkurrenzkämpfe unter den Wissenschaftler:innen, während die Kolleginnen und Kollegen an anderer Stelle bereit waren, zusammen und auch wirklich als Team miteinander zu arbeiten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führten handfeste Debatten bei regelmäßigen Besprechungen, Seminaren, Konferenzen und Symposien zum Verbreiten und Austausch von Ideen.

Die wissenschaftliche Gemeinschaft war international ausgerichtet und Menschen von verschiedenen geografischen Standorten arbeiteten in Forschungsgruppen zusammen. Während meiner Arbeit in Deutschland hatte ich uneingeschränkten Zugang zu modernen Einrichtungen, was mir dabei geholfen hat, meine Forschungsziele zu erreichen. Ich konnte nützliche Techniken und Kenntnisse aus der molekularen Biologie erlangen. Ich baute Kompetenz und Selbstvertrauen auf, um selbstständig im Labor arbeiten zu können.

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